Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte K. und K. Wehrmacht 3/1. (1901)

Die Cavallerie - Die innere Organisation der kaiserlichen Reiter-Regimenter im Allgemeinen

— 45 — Zu Beginn des spanischen Erbfolgekrieges bestand jedes der 18 Cürassier- Regimenter aus dem Stabe und 12 Compagnien, welche 6 Escadronen bildeten. Der Soll-Stand eines Regiments variierte zwischen 960 und 1068 Mann'). Bekleidet war der Cürassier in dieser Periode zumeist mit einem braunen (gelben) gut anschliessenden ledernen Rocke mit kurzen Schössen und niederem Stehkragen, später mit einem solchen von perlgrauem (weissem) Tuche mit verschiedenfarbigen Aufschlägen. Statt der früher getragenen schweren Helme bediente man sich nun­mehr leichterer Helme (Casquets), an deren Stelle jedoch bald der seitwärts aufgebogene, mit Gold- oder Silberborten eingefasste Hut trat, welcher mit einem schwarzgelben, pomponartigen Federbusch geziert war. Die Beinkleider (Stiefelhosen) zumeist roth, der Mantel weiss u. s. w.2). Bewaffnet war der Cürassier mit dem Pallasch (Oürass-Schwert), einem Carabiner und zwei Paar Pistolen. Als einzige noch verbliebene Schutzwaffe trug derselbe den Cürass, eine schmiedeeiserne Brustdecke, welche bezüglich ihrer Widerstandsfähigkeit stets früher erprobt werden musste3). 1705—1740. Abgesehen von der 1705 erfolgten Uebernahme des Ciirassier-Regiments Bartels aus bayerischen in kaiserliche Dienste, welches jedoch schon 1707 wieder aufgelöst wurde, blieb die Zahl der Cürassier-Regimenter im weiteren Laufe des spanischen Erbfolgekrieges unverändert. Nach dem Badener (Rastatter) Frieden wurden 2 Cürassier-Regimenter, welche unter König Carl III. in Spanien gedient hatten (National-Regimenterj in kaiserliche Dienste übernommen, ebenso ein niederländisches Cürassier- Regiment. Aus den beiden ersteren wurde 1721 unter Einbeziehung des gleichfalls übernommenen Dragoner-Regiments Galbes ein neues Cürassier-Regiment auf deutschem Fusse, das heutige Dragoner-Regiment Kaiser Nicolaus von Russ­land Nr. 5 formiert, dagegen wurde 1721 ein Regiment aufgelöst, 1725 das niederländische National-Regiment Westerloo reorganisiert und in das auf deutschem Fusse formierte Dragoner-Regiment Westerloo eingetheilt und verblieben bis zu Beginn des polnischen Erbfolgekrieges unverändert 20 Re­gimenter. Nachdem im Laufe des letztgenannten Krieges die beiden Cürassier- Regimenter Pignatelli und Kokofowa, welche in dem Feldzuge in Neapel grosse Verluste erlitten hatten, aufgelöst worden waren, so bestanden 1740, beim Tode Kaiser Carl VI., 18 Cürassier-Regimenter. Unter Kaiser Carl VI. wurde anlässlich der Vorbereitungen zu dem Kriege gegen die Türken, im Jahre 1715 bei jedem Cürassier-Regimente eine Carabinier-Compagnie aufgestellt. Bei jeder dieser Compagnien war ausser dem Rittmeister, ein Ober- und ein Unterheutenant eingetheilt (dagegen kein Cornet, da diese Compagnien keine Estandarte führten) und zählte selbe 1 Wachtmeister, 4 Corporate und 80 Gemeine im Stande4). Die Carabiniers nahmen im Regimente eine bevorzugte Stellung ein, es sollten nur verlässliche und starke Leute zu denselben genommen werden, auch erhielt der Gemeine eine höhere Löhnung als der Cürassier. Ebenso J) Je nach der Zahl der Gemeinen per Compagnie. Bezüglich aller übrigen zumeist in der ganzen, oder wenigstens in der deutschen Cavallerie gleichen Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke des Mannes, sowie jener dec Unter-Abtlieilungen, dann des Reitzeuges bei den einzelnen Reiter-Gattungen, wird ein- für allemal auf die betreffende Periode in dem Abschnitte: „Organisation der Cavallerie im Allgemeinen” verwiesen. f) Wie aus den Acten hervorgeht, scheint derselbe nach dem Frieden von Carlowitz theilweise ganz abgelegt und erst zu Beginn des spanischen Erbfolgekrieges die Regi­menter wieder mit demselben betheilt worden zu sein. 4) Die übrigen Personen der Prima-plana wie bei den ordinären Compagnien.

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