Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte K. und K. Wehrmacht 3/1. (1901)
Die Cavallerie - Die Organisation der einzelnen Reiter-Gattungen
81 Alle diese Beiterschaaren bildeten vorzugsweise die leichte Beiterei im kaiserlichen Heere und leisteten als solche im Kriege, von ihrer Disciplin- losigkeit abgesehen, ganz gute Dienste. Ueber die Adjustierung derselben fehlen, wie überhaupt .über diese Periode, authentische Daten, wahrscheinlich ist es, dass sie zumeist in ihrer nationalen Tracht in das Feld zogen. Die Bewaffnung bestand bei den Croaten, welche auch zur Führung des Feuergefechtes berufen waren, in der Arquebuse, dem Säbel, oder einem Handjar; vielfach kam bei denselben, sowie bei den Husaren, die Lanze (in älteren Zeiten „Copia” genannt) vor. Letztere war 3—6 Meter lang, von weichem Holze, inwendig hohl1), mit einer kleinen eisernen Spitze; am oberen Ende flatterten vielfach farbige Wimpeln oder Fähnleins. An Büstung trugen die croatischen Arquebusiere zumeist Helme und Brustharnisch, jedoch keine Arm- und Beinschienen. Die Husaren waren zumeist leichter gerüstet als die Croaten, dann mit Säbel und Lanze bewaffnet; doch kam vielfach noch der sogenannte „Panzerstecher” bei denselben als Waffe vor. Es war dies ein circa 100—180 Centimeter langer Stossdegen, dessen Quer- schnittsform zumeist dreieckig oder viereckig war und der eine sehr fein auslaufende Spitze hatte. Die Klingen mussten von bestem Stahl sein. Der Gebrauch dieser Waffe stammte aus den Zeiten der Kriege gegen die Türken und andere orientalischen Völker und hatte selbe die Bestimmung, durch die Maschen der von diesen Völkern vielfach getragenen Panzerhemden einen sicheren Stich zu führen und schwerer zu verwunden, als es mit der Lanze fCopia), deren Spitze viel breiter war, möglich gewesen wäre. Wenn nicht gebraucht, wurde der Panzerstecher an der rechten Seite des Pferdes unter der Satteldecke geführt. Fälschlich wurde die Benennung dieser Waffe auch für den sie tragenden Beiter angewendet; eine Zusammenstellung ganzer Abtheilungen unter diesem Namen, wie in manchen Werken behauptet wird, lässt sich jedoch nirgends actemnässig nachweisen. b) Die Croaten und Miiiz-Husaren in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Nach dem westphälischen Frieden, beziehungsweise zur Zeit der Kriege gegen die Türken in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, fand eine ausgesprochene Sonderung der Begriffe: „Croaten” und „Husaren” statt, indem ersterer auf die geworbenen Abtheilungen aus den südwestlichen Grenz- Gebieten Ungarns beschränkt wurde, während man unter Husaren jene Abtheilungen verstand, welche aus den übrigen Theilen Ungarns, theile als Be- standtheil der verfassungsmässigen Insurrection, theils als Ersatz für letztere, durch Werbung aufgebracht, im Vereine mit kaiserlichen Truppen auftraten und zumeist als: „Miliz-Husar en” bezeichnet wurden* 2). Die Zahl der Croaten-Begimenter in dieser Periode war eine sehr geringe und bestanden zu Beginn der Kriege gegen die Türken 1683—1698 deren drei, von welchen zwei schon 1685 aufgelöst, das dritte, nachdem es von 1693 an auch als croatisches Dragoner-Begiment bezeichnet erschien, im Jahre 1700 in andere Dragoner-Begimenter incorporiert wurde und kommt der Name „Croaten-Begimenter” seither nicht mehr vor. Was die Miliz-Husaren betrifft, so werden von diesen Abtheilungen in diesem Bande, beziehungsweise bei der Geschichte der irregulären Beiterei ’) Diese Construction hatte eine grosse Gebrechlichkeit derselben zur Folge und bedingte auch das Nachfahren von Wagen mit Copiastangen zum Ersätze. Diese Gebrechlichkeit war eine mehr oder minder verlangte, denn beim geschlossenen Anprall an eine Reitermasse, sollten die Copias, nachdem sie den getroffenen Gegner niedergeworfen, zerbrechen, da sonst der Reiter aus dem Sattel gehoben worden wäre. Die Husaren und Polen, welche schon damals in schärfster Gangart attakierten, Hessen die Copia nach dem Zerbrechen fallen und bedienten sich dann im péle-méle des Säbels (Dolleczek, Seite 59). 2) Nicht zu verwechseln mit der in den einzelnen Grenz-Generalaten oder in festen Plätzen ständig unterhaltenen Grenz-Miliz, welche theils aus Berittenen (den Husaren), theils aus Pussvolk (Hayducken) bestand. Jedoch erscheinen auch Contingente dieser Milizen in den verschiedenen Feldzügen bei der Armee im Felde. (Siehe im Uebrigen V. Band: ,.Landes-Vertheidigun g' ’ „Die Insurrection und Bauderien Ungarns”.) Geschichte der k. u. k. Wehrmacht III. Bd. 6