Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte K. und K. Wehrmacht 3/1. (1901)

Die Cavallerie - Die innere Organisation der kaiserlichen Reiter-Regimenter im Allgemeinen

- 14 ­Die Compagnie des Inhabers wurde „Leib-Compagnie” genannt1), ebenso jene der beiden Stabs-Officiere als „Obristlieutenants-” und „Obristwacht­meisters-C ompagnie” b ezeichn ets). Im Laufe der Kriege gegen die Türken 16S3—1698 fanden mehrfache Neu-Aufstellungen von Regimentern statt, darunter 1688 das erste reguläre Husaren-Regiment (jetzt Graf Nádasdy Nr. 9). An Stelle der Croaten traten successive die berittenen Milizen aus der Militär-Grenze. Nach dem Frieden von Carlowitz wurden 1699/1700 einige Reiter- Regimenter aufgelöst und zählte die kaiserliche Oavallerie zu Beginn des 18. Jahrhunderts, 18 Cürassier-, 9 Dragoner- und 3 Husaren - Regimenter, zusammen 30 Regimenter, welche Zahl in den ersten Jahren des spanischen Erbfolgekrieges, beziehungsweise bis zum Tode Kaiser Leopold I. (1705), noch um weitere 3 Cürassier-, 1 Dragoner- und 5 Husaren-Regimenter ver­mehrt wurde. Da dagegen 1 Cürassier-Regiment aufgelöst worden war, zählte die kaiserliche Reiterei daher zu diesem Zeitpuncte 20 Cürassier-, 10 Dragoner­end 8 Husaren-, zusammen 38 Reiter-Regimenter. Alle Regimenter sollten 1701 den gleichen Stand von 6 Escadronen (12 Compagnien) annehmen* 2 3). Der Soll-Stand der Compagnien war durch­schnittlich mit 90 Mann und Pferden normiert, daher jener eines Regiments zwischen 1000 und 1090 Mann variierte. Abgesehen von dieser Normal-Eintheilung der Reiterei führte Prinz Eugen von Savoyen in den ersten Jahren des spanischen Erbfolgekrieges bei den unter seinem Commando auf dem Kriegs-Schauplatz in Italien ge­standenen deutschen Cavallerie-Regimentern eine Aenderung in der tactischen Gliederung in der Weise ein, dass er, um mit Rücksicht auf das coupierte Terrain daselbst, möglichst kleine tactische Einheiten entsprechend verwenden zu können, bei jedem Regimente aus auserlesener Mannschaft eine Abtheilung in der beiläufigen Stärke einer Escadron ausschied. Diese Abtheilungen, welche die Bezeichnung „Trupp” führten, wurden in der Ordre de bataille selbstständig ausgewiesen, so dass ein Regiment eigentlich aus 7 Escadronen bestand. Die Trupps wurden vorzugsweise zum Vorposten- und Sicherungs­dienst, sowie zu weitergehenden Streifungen verwendet4 5). Seit den letzten Jahren des 17. Jahrhunderts war auch bei der Cavallerie eine gleichmässigere Bekleidung angebahnt worden und bestand, nachdem gleichzeitig ein Stück nach dem anderen der bisher getragenen Rüstung entfallen war, die Montierung eines Reiters zu Beginn des spanischen Erbfolgekrieges im Wesentlichen aus folgenden Stücken: Als Kopfbedeckung wurden leichte Helme (Casquets) aus Schmiede­eisen mit Nackenschutz, dann dreieckige, seitwärts aufgestülpte, gold- oder silberbordierte Hüte, von den Husaren Kalpaks (Kucsmas), aus braunem oder schwarzem Fell, mit einem farbigen Tuchsacke getragen. Der Rock, enganliegend mit kurzen Schössen und niederem Stehkragen, war bei den Cürassieren von hellbraunem Leder (später perlgrauem Tuch), bei Dragonern von Tuch, zumeist in rother, blauer oder grüner Farbe mit ver­schiedenfarbigen Aufschlägen6). Die Husaren waren mit verschiedenfarbigen, reich verschnürten Pelzen und dem Dolman (Dolmány)6) bekleidet. 9 Bei einzelnen Regimentern kommt dieser Name schon gegen Ende des 30jährigen Krieges vor. 2) Nach Creierung der Charge de3 Obrist-Begiments-Commandanten in den ersten Jahren des 18. Jahrhunderts gab es vier solcher ,,Stabs-Compagnien”, nämlich die Leib-, Obrist-, Obristlieutenants- und Obristwachtmeisters-Compagnie. 8) Loch erscheinen die Husaren in den folgenden Jahren wieder wie früher mit einem solchen von 5 Escadronen (10 Compagnien) ausgewiesen. *) Feldzüge des Prinzen Bugen von Savoyen. I. Band, Seite 422. 5) Die Wahl der Barben der Röcke, Aufschläge, des Unterfutters, sowie sonstiger Details, war wie bei der Infanterie den Regiments-Inhabern überlassen. e) Ersterer entsprach der heutigen Winter-, letzterer der Sommer-Attila.

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