Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 12. (Neue Folge, 1900)

Freiherrn von Helfert: Die Stadt des Palladio im Jahre 1848

4 H eifert. vom ersten Augenblicke die Seele der Vicentiner Bewegung, hatte die Deputation zugleich mit der Bitte an die provisori­sche Regierung um 500 Flinten betraut, die am 24. in Vicenza ankommen sollten. Das Geheimniss muss aber nicht besonders gehütet worden sein, denn die Militärgewalt von Vicenza be­kam Wind davon, so dass Pasini schleunigst dafür sorgte, die Waffen ausserhalb der Stadt an einem sichern Orte unter­zubringen. Fürst Taxis erkärte der Giunta, er könne eine Bewaffnung der Bürger nicht dulden, sie möchten auf ihrer Hut sein, wofern sie nicht Unangenehmes befahren wollten. Es war in der zwölften Stunde des kaiserlichen Regi­ments in Italien; bald sollte es damit aus und am Ende sein! So vermeinte man damals schier allgemein, die Einen in triumphierender Freude, die Anderen in tiefer Trauer. In Padua commandierte FML. Constantin Baron dAspre, der den Entschluss fasste, mit seinen Truppen, an welche sich die von Vicenza anschliessen sollten, zur Verstärkung des Haupt-Corps aufzubrechen. In der Nacht vom 24. zum 25. März erschienen die Vortruppen d’Aspre’s vor Vicenza, am Tage darauf kam er selbst. Er war von einem Unwohlsein befallen und hielt sich mit Mühe aufrecht. Er wollte in Vicenza die öffentlichen Cassen leeren und mit in’s Hauptquartier bringen. Doch der Podestä und Pasini widersetzten sich und Gewalt durfte der General nicht anwenden; es hiess dies seine Truppen, die er unversehrt nach Verona bringen wollte, einem zweifel­haften Strassenkampfe aussetzen. Er schlug den Weg der Verhandlungen ein. Zuletzt wurden ihm 40.000 Gulden zu­gestanden. »An dieses Ende«, rief d’Aspre aus, »sind wir durch Den dort« — er wies in der Richtung nach Norden und meinte Metternich! — »gelangt! Jetzt hängt Alles von Radetzky ab. Wenn er Mailand behält, so werden wir wieder kommen; wenn nicht, so nicht!« Er schlug dabei mit der Faust auf den Tisch und eine dicke Thräne perlte über seine wettergebräunte Wange herab1). Die Garnisonen marschierten ab. Vicenza war frei. Um 2 Uhr Nachmittags besetzte die Nationalgarde die Haupt­wache, in feierlicher Weise wurde die italienische Unab­*) Meneghello, 24.

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