Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte K. und K. Wehrmacht 2. (1898)
Aufgelöste Fuss-Truppen - VII. Garnisons-Truppen - B. Ständige Frei-Compagnien 1675-1748
— 564 B. Ständige Frei-Compagnien 1675—1748. 1675 wurden, um einerseits die einen weit grösseren Kostenaufwand erfordernden mobilen Regimenter für die Operationen im Felde vollkommen verfügbar zu machen und anderseits, um doch an wichtigen Puncten, namentlich in Ungarn, ständige reguläre Ga nisons-Truppen zu haben, eine grössere Anzahl von Frei-Compagnien als ständige Garnisons-Truppen errichtet1). Diese Frei - Compagnien, welche zumeist aus altgedienten Soldaten bestanden, boten zugleich Ruheposten für minder kriegsdiensttaugliche Mannschaft und Offleiere der Armee, namentlich galt die Verleihung der Commaudo- stellen als besonderer Gnadenact des Kaisers. Wegen der Stabilität dieser Compagnien und da den Soldaten gestattet war, sich durch anderwärtige Beschäftigungen einen Nebenverdienst zu erwerben, konnten dieselben mit geringeren Bezügen erhalten werden, als jene der Feld-Armee. Dabei gieng aber der kriegerische Werth dieser Truppen in Folge des einförmigen Garnisons-Dienstes und des Mangels militärischer Uebungen bald zum grössten Theile verloren; da diese Abtheilungen wiederholt auch ihre Gebühren unregelmäsig ausbezahlt erhielten, so war auch die Discipliu bei denselben mitunter eine sehr gelockerte. Die Stärke einer solchen Compagnie war zwischen 150—250 Mann festgesetzt, doch erreichten dieselben, insbesondere zu Beginn des spanischen Erbfolgekrieges, beziehungsweise der Unruhen in Ungarn, dieselbe nicht annähernd und gab es Compagnien, die kaum eine solche von 100 Mann hatten. Die während des österreichischen Erbfolgekrieges noch bestandenen derartigen Compagnien hatten wieder zumeist den normalen Stand mit circa 150 bis 180 Mann. Commandant einer solchen Compagnie war nicht immer ein Hauptmann, sondern mit Rücksicht auf den damit verbundenen Oberbefehl in dem betreifenden festen Platze, meistens ein Stabs-Officier, auch Obrist. Im Jahre 1679 betrug die Zahl derselben 32 und war später eine vielfach wechselnde; sie erfuhr nach dem Friedensschlüsse von Nymwegen 1679 eine bedeutende Verringerung, indem eine grössere Anzahl Compagnien aufgelöst wurde. In den Kriegen gegen die Türken 1683—1697, ebenso 1703, zu Beginn der Unruhen in Ungarn fanden wieder Neu-Aufstellungen statt* 2), dagegen nach dem Frieden von Carlowitz, sowie nach wiederhergestellter Ruhe in Ungarn (1711) abermalige bedeutende Reductionen3) und verbheben nur ’) Einzelne solcher Compagnien wurden schon von 1672 an aufgestellt und erscheint nur mit dem Jahr 1675 die Organisierung derselben beendet. *) Anlässlich der Vermehrung im Jahre 1703 wurden aus jenen Compagnien, welche einen Stand von über 250 Mann hatten, zwei Compagnien formiert (H. K. R. 1702, Prot. Reg. Fol. 26). 3) K. A., H. K. R. 1711, August 355 Exp.