Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte K. und K. Wehrmacht 1. (1898)
Die Fuss-Truppen - I. Infanterie - Organisation und Einrichtung der kaiserlichen Regimenter zu Fuss (Infanterie-Regimenter)
Für die Infanterie-Regimenter wurden anfänglich (1867) die vorhandenen Kapselgewehre, nach dem System „Wänzl” umgearbeitet (Klappen-Verschluss), später die Regimenter jedoch auch mit den Gewehren neuer Construction nach dem System „Werndl” (Wellen-Verscbluss) betheilt. 1873 wurde ein neues Modell dieses Gewehres mit Benützung verlängerter Patronen eingeführt. Statt der bisherigen Papier-Patronen werden nunmehr solche von Metall, anfänglich mit Randzündung (seit 1869 jedoch mit Centralzündung) verwendet. Das Gewehr wird seither am Riemen über die rechte Achsel gehängt getragen. Au Stelle der bisher im Kreuze über die beiden Schultern hängenden Ueberschwungriemen wurde ein einziger um den Leib zu tragender, mit einer Schnalle zu schliessender schwarzer „Leibriemen” vorgeschrieben, an welchem die Bajonnettscheide an der linken Seite befestigt ist, während die verkleinerten Patrontaschen, nunmehr zwei an der Zahl, am Leibriemen verschiebbar angebracht sind. Zu Paraden und im inneren Dienste, sowie kleineren Uebungen war nur eine und zwar vorne zu tragen, die zweite, bei Ausrückungen mit voller Feld-Ausrüstung (Marsch-Adjustiei'ung), jedoch rückwärts. Die Tornister werden nun mittelst Tragriemen in den Leibriemen eingehängt. In den Rüstungssorten wurden die 1863 eingeführten Kochgeschirre ä 5 Mann durch solche k 2 Mann ersetzt, welche oben auf dem Tornister1) befestigt werden. 1872 wurden die Fuss - Truppen zur Ausführung von feldmässigen Deckungen u. dgl. mit dem „Linnemann’schen Spaten” betheilt. Derselbe wurde hinter dem Bajonnette befestigt8) und ist die mit demselben ausgerüstete Mannschaft im 2. Gliede eingetheilt. 1875 wurden, um eine Vervollkommnung im Schiesswesen anzubahnen, die Fuss-Truppen mit „Zimmergewehren” betheilt. In dem Zeiträume von 1871—1873 wurde die Unterordnung der Gebiete der bisherigen Militär-Grenze unter die Civil-Jurisdiction durchgeführt. Der Anfang wurde 1871 mit den beiden Warasdiner-Grenz-Regimentern Nr. 5 und 6 gemacht, welche aufgelöst wurden. An deren Stelle wurde mit 1. October 1871 ein neues Linien-Infanterie-Regiment (inclusive Reserve- Commando) formiert8), welches jedoch in die Numerierung nicht einbezogen werden sollte und den Namen „Warasdiner-Linien-Infanterie-Regiment” führte. Mit 1. Januar 1872 wurde dieses neu aufgestellte Regiment, welches seinen Ergänzungs-Bezirk in Beiovar (auf dem Gebiete der Warasdiner Grenze) hatte, mit dem bisherigen Linien-Infanterie-Regimente Freiherr von "Wetzlar Nr. 16, dessen bisheriger Ergänzungs-Bezirk* i * 3 4 * *) in Ungarn aufgelassen wurde, derart verschmolzen, dass die Nummer und die Adjustierung des letzteren dem neuen Regimente verblieben, dieses aber, zur bleibenden Erinnerung, nebst dem Namen des Inhabers noch die Benennung: „Warasdiner-Linien- Infanterie-Regiment” zu führen hat. Ein ähnlicher Vorgang wurde 1873 bei Auflösung, beziehungsweise Incorporierung der Carlstädter und slavonischen Grenze beobachtet. Hier wurde gleichfalls gegen Auflassung zweier Ergänzungs-Bezirke in Ungarn (Nr. 70 und 79) aus dem Gebiete des Peterwardeiner Grenz-Regiments Nr. 9 der neue Ergänzungs-Bezirk Nr. 70, aus jenen der I Carlstädter Regimenter J) Die alten wurden rückwärts am Tornister-Deckel getragen. Vor dem Jahre 1863 waren Kochgeschirre im Gebrauche, welche nicht vom Manne getragen, sondern auf den Wagen mitgefiihrt wurden. (Pilhal’sclie, dann Neuberg’sclie Kochgeschirre für 18 Mann.) i) Seit der Betheilung der Truppen mit dem Repetiergewehre wurde die Ausrüstung des Mannes in den letzten Jahren mehrfach geändert und verbessert und wird der Spaten gegenwärtig mittelst des Mantelriemens an der linken Seite des Tornisters befestigt. 3) Bei gleichzeitiger Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in diesen Gebieten, wurde die bereits einrollierte. nach dem neuen Gesetze wehrpflichtige Mannschaft der beiden alten Regimenter zur Bildung dieses neuen verwendet. 4) Der Ergänzungs-Bezirk Nr. 16 (Steinamanger) wurde an jene der zunächst angrenzenden Regimenter vertheilt, die Mannschaft des alten Regiments Nr. 16 zu den letzteren transferiert; der Ergänzungs-Bezirk Beiovar erhielt die Nummer 16.