Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte K. und K. Wehrmacht 1. (1898)

Die Fuss-Truppen - II. Die Jäger-Truppe - Entwickelung und innere Organisation

Entwickelung und innere Organisation. Da das kaiserliche Fussvolk seit dem Beginne des stehenden Heer­wesens in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zum grösseren Theile mit Feuergewehren versehen war, so war auch dessen Verwendung eine einheit­liche und zwar vorherrschend in der geschlossenen Ordnung. Ein Unterschied zwischen schwerer und leichter Infanterie existierte damals nicht1). Erst als sich in den Kämpfen gegen Preussen in der Mitte des 18. Jahr­hunderts das Bedürfniss nach einer leichten Infanterie für den Vorposten- und Partheigängerkrieg geltend machte, gelangten die Croaten, oder richtiger gesagt, „Grenzer”, welche nach und nach in Regimenter organisiert, dem stehenden Heere einverleibt wurden, für diesen Dienst zur Verwendung und führte auch jedes Grenz-Regiment eine Anzahl gut bewaffneter „Scharf­schützen” im Stande. Ausserdem wurden, insbesondere im siebenjährigen Kriege, für diesen Dienst eine grössere Anzahl von Frei-Corps errichtet, worunter sich auch ein vom General-Quartiermeister Grafen Lacy 1758 aufgestelltes „Jäger-Corps” befand2); alle diese Corps wurden aber nach dem Friedensschlüsse wieder aufgelöst. Mit dem Generals-Reglement vom Jahre 1769 wurde angeordnet, dass bei Ausbruch eines Krieges, aus den Scharfschützen der Frei-Corps und Grenzer ein eigenes „Jäger-Corps” zu formieren sei, welches seine Eintheilung bei der Avantgarde erhalten und dem General-Quartiermeister bezüglich seiner Verwendung unterstellt werden sollte. Im bayerischen Erbfolgekriege (1778—1779) bestanden nebst diversen anderen Corps, ein aus freiwilligen Schützen und gelernten Jägern formiertes mährisch-schlesisches Feld-Jäger- und ein Tyroler Scharfschützen-Corps, welche zwar nicht ganz im Sinne der vorcitierten Bestimmung verwendet wurden, jedoch gute Dienste leisteten. Beide wurden nach dem Friedensschlüsse aufgelöst. Im Kriege gegen die Türken (1788—1790) wurde sowohl in den Erblanden, als in Tyrol und im Reiche die Anwerbung von Jägern und Scharfschützen in grösserer Zahl angeordnet, aus denselben jedoch kein eigenes Corps ge­bildet, sondern je 15 Mann derselben jedem bei der operierenden Armee J) Die in älteren Werken enthaltene Angabe, dass im 80jährigen Kriege ein eigenes, durch Obrist Holcke aufgestelltes „Jäger-Regiment” bestanden habe, aus welchem das heutige Infanterie-Regiment Nr. 8 hervorgegangen sein soll, entbehrt jeder Begründung. Das Regiment Holcke wurde im Lüneburgis dien und an der unteren Elbe geworben und erscheint in allen Acten als „Regiment zu Fuss” (hochdeutsche Knechte) aufgeführt (Patent für Obrist Holcke. K. A.. F. A. 1629, I., 5V2). Es erliegt wohl in den Acten ein Vorschlag des Generals von der Goltz zur Er­richtung „berittener Jäger” (K. A., F. A. 1686, XIII, 1), doch wurde derselbe nicht an­genommen und erscheint überhaupt ansonsten weder in den Feld-, noch Hofkriegsraths- Acten irgend eine Abtheilung als „Jäger” bezeichnet. 2) Siehe II. Band: „Aufgelöste leichte Truppen.”

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