Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte K. und K. Wehrmacht 1. (1898)
Die Fuss-Truppen - I. Infanterie - Organisation und Einrichtung der kaiserlichen Regimenter zu Fuss (Infanterie-Regimenter)
— 35 — Während z. B. die Zahl derselben beim Regierungs - Antritte Kaiser Leopold I., beziehungsweise bei Beginn des polnischen Auxiliarkrieges (1657) schon wieder 17 betrug, bis 1659 auf 35 erhöht wurde, verblieben nach dem Frieden von Oliva 1660 nur 10 „auf dem Fusse”. In dem Feldzuge in Ungarn 1664 standen deren 20, welche nach dem Frieden von Vasvár wieder auf 12 herabgesetzt wurden; 1679 bestanden deren 21 und verblieben nach dem Frieden von Nymwegen nur 11 „auf dem Fusse” '). Theils vor Beginn, theils im Laufe des von 1682—1698 währenden Krieges gegen die Türken fand durch zahlreiche Neu-Errichtungen (Ueber- nahme von Regimentern in kaiserlichen Dienst, theils ganz, theils als Mieth- Regimenter) eine bedeutende Vermehrung der Zahl der Regimenter statt. Unter diesen befanden sich auch drei Hayducken-Regimenter zu Fuss, welche Benennung nunmehr alleinig für die in den Ländern der heutigen ungarischen Krone angeworbenen üblich wurde2). Im Jahre 1698 betrug die Zahl der Regimenter 373), von welchen jedoch bis 1700 wieder 8 aufgelöst wurden, so dass das kaiserliche Heer zu Beginn des spanischen Erbfolgekrieges 29 Regimenter zu Fuss zählte4). Nachdem noch in den ersten Jahren des genannten Krieges einige weitere Neu-Errichtungen, beziehungsweise Uebernahme von Regimentern in kaiserlichen Dienst stattgefunden hatten5), worunter sich auch 3 Hayducken- Regimenter befanden, von welchen eines (Babocsay) das älteste der noch bestehenden ungarischen Regimenter, gegenwärtig von Probszt Nr. 51 ist6), zählte die kaiserliche Armee 1705 beim Tode des Kaisers Leopold I. 38 Regimenter zu Fuss. In tactischer Hinsicht wurden in dieser Periode (1650—1705) fünf oder mehr Compagnien in einen Körper: „das Bataillon” vereinigt, doch traten die 2 Bataillone eines Regiments vielfach nicht vereint, sondern auf verschiedenen Krieg-Schauplätzen, oder wenigstens nicht in ein und derselben Armee-Gruppe verwendet auf. Vorübergehend fand wiederholt eine Vermehrung der Zahl der Compagnien auf 12 oder 16 statt, welche Massregel nicht immer für alle Regimenter angeordnet wurde7). Die Stärke einer Compagnie war grundsätzlich mit 204, jene des Regiments daher, den Stab nicht eingerechnet, mit 2040 Mann normiert8). Von 1695 an hatten alle Regimenter zu Fuss in 12 Compagnien ä 150 Mann zu bestehen und 3 Bataillone ä 4 Compagnien zu formieren9). Beim Stabe eines Regiments wurden in dieser Periode die Chargen des Regiments-Secretärs, des Proviantmeisters, des Wachtmeister-Lieutenants oder Adjutanten, dann jene des Wagenmeisters, neu creiert; bei einzelnen Regimentern t) Darunter ausser den bereits 1649—X650 genannten, von noch gegenwärtig bestehenden, die Regimenter Spiee kb (Freiherr von Reinländer Nr. 24), Serényi (Freiherr von Pürcker Nr. 25) und Sparr (Alt-Starhemberg Nr. 54). p) Es waren dies die Regimenter Niklas Pálffy, Molnár und Praschinsky, welche jedoch theils noch vor, theils nach dem Carlowitzer Frieden aufgelöst wurden. 3) Ein von Chur-Sachsen, dann ein von Chur-Pfalz als Mieth-Regiment in kaiserliche Dienste übernommenes Regiment nicht eingerechnet, ebenso das Schweizer-Regiment Bürkly (alle diese 1700 rückgestellt). 4) Aus dieser letzten Periode (1681—1698) stammen nachfolgende gegenwärtig bestehende Regimenter, und zwar wurden errichtet im Jahre 1681 von Milde Nr. 17 und Heinrich Prinz von Preussen Nr. 20 (ersteres wohl 1674 aufgestellt, aber 1679 reformiert und jetzt neu aitfgerichtet); 1682 Erzherzog Leopold Salvator Nr. 18, Leopold II., König der Belgier Nr. 27, Freiherr von Beck Nr. 47, Erzherzog Rainer Nr. 59; 1688 Freiherr von Sterneck Nr. 85, Reichsgraf Browne Nr. 86; 1684 Graf Daun Nr. 56; 1685 Ernst August Herzog von Cumberland. Herzog zu Braunschweig und Lüneburg; 1689 Sachsen-Coburg-Saalfeld Nr. 57; 1691 Graf Khevenhüller Nr. 7; 1696 Hoch- und Deutschmeister Nr. 4, endlich 1698 Humbert I., König von Italien Nr. 28. 5) Unter diesen die gegenwärtigen Regimenter Adolf Grossherzog von Luxemburg, Herzog zu Nassalt und Erzherzog Eugen Nr. 41 (beide 1701), von Kovács Nr. 12 (1702 aus wolfenbüttelsclien Diensten übernommen), dann das Warasdiner Regiment Freiherr von Giesl Nr. 16 (1708 aufgestellt). ") Die beiden anderen 1708 mit diesem verschmolzen. 7) Bei einer 1674 angeordneten derartigen Vermehrung wurden aus je fünf, acht Compagnien formiert. 8) Doch fänden auch Ausnahmen von dieser Regel statt, so wurde z. B. das Regiment Oettingen (jetzt Graf Khevenhüller Nr. 7) nur mit einem Stande von 1500 Mann aufgestellt. B) Eine genaue Uebersicht der in den verschiedenen Perioden systemisierten Zahl der Bataillone und Compagnien, sowie der Standes-Verhältnisse derselben im Frieden, wie im Kriege, enthält die angeschlossene Beilage II. 3*