Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 10. (Neue Folge, 1898)

Custine's Einbruch in Deutschland - Vormarsch der Verbündeten auf Frankfurt am Main

74 Christen. armee sich genügend erholt haben würde, uni gegen Frankfurt vor­zubrechen. Der Feind sollte aber die Meinung gewinnen, dass die Preussen in diesem Winter nichts mehr unternehmen würden1). Man hoffte im preussischen Hauptquartiere, Frankfurt noch im Winter nehmen zu können. „Vielleicht gelingt es dem Könige, Frankfurt zu befreien, womit ein grosser Ort genommen wäre“, schrieb Reuss an Cobenzl am 22. November1 2); „zum wenigsten aber hofft man, dadurch zu erhalten, dass der linke Flügel der Postie- rungslinie an Hanau appuyert werden kann. Im Vertrauen füge ich hinzu, dass der Herzog von Braunschweig das Project seili­ge wagt findet und es zu verschieben wünscht, bis der Renfort von Berlin angekommen sein wird, dass aber der König bis jetzt noch auf demselben fest besteht.“ Der Herzog von Braunschweig hatte am 3. November von Lutzeradt aus den Vorschlag gemacht, die Franzosen sogleich aus Mainz und Frankfurt zu verdrängen, um dadurch die Ver­bindung Oesterreichs mit den Niederlanden freizumachen. Dieses „sogleich“ sollte aber im weiteren Verfolge des herzoglichen Vor­schlages heissen: die aus dem Luxemburgischen kommende preus- sische Armee würde nach dem Rheinübergang ihre Quartiere vor­erst hinter der Lahn, von Coblenz bis Giessen, nehmen und im Vereine mit den hessischen Truppen die hessischen Lande decken, wozu auch ein Corps Hannoveraner an der Werra sieh ver­sammelte. Die Oesterreicher sollten ein Corps von 20.000 Mann aus den Erblanden an den Neckar, auf Heidelberg, vorsenden, „um dem Feind eine Diversion auf Mannheim zu machen“, welches hiebei wahrscheinlich genommen werden würde.3) Sachsen sollte 1) Custine glaubte auch eine Zeit lang, die Verbündeten bezögen Winter­quartiere. Chuquet, VI, 183. 2) K.-A., F. A. 1792, Xm, 80. 3) In Wien war man Ende October 1792 über die zwischen den Preussen_ und Franzosen laufenden Verhandlungen ganz im Unklaren und in grosser Be sorgnis. Am 30. October unterbreitete daher der Kriegsminister FM. Gf. Bacy dem Kaiser den Vorschlag, die Umstände über Bedingungen, Umfang etc. des zwischen Preussen und Frankreich angeblich abgeschlossenen Waffenstillstandes von Fürst Reuss, FZM. Clerfayt und Hohenlohe auf das schleunigste zu erheben. Da nun aber wohl zwischen den aus Frankreich zurüektretenden Armeen und den Franzosen Waffenstillstand bestehen, der Krieg am Rhein aber fortgesetzt würde und hiedurch „von den Franzosen das ganze Römische Reich in Contribution

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