Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 10. (Neue Folge, 1898)

Custine's Einbruch in Deutschland - Besetzung von Frankfurt durch die Franzosen. Oberst Houchard's Streifzüge. Custine's weitere Unternehmungen und Pläne

54 Christen. nach Frankfurt gekommen war, inmitten feindlicher Truppen befreit hätten; die französische Escorte, sowie die als Zuseher anwesenden französischen Soldaten wurden von den Frankfurtern arg verspottet, und der zum „General-Adjutanten“ Custine’s avan­cierte Elsässer Stamm erhielt auf seine Rede an die Gefangenen, worin er sie zum Uebertritte in die Reihen der Kämpfer für Freiheit und Menschenrechte aufforderte, die Antwort: „Ach was, Herr! Bleibet mir vom Leibe! Hessen sind wir und wollen auch Hessen bleiben l“1) Houchard und die anderen Partei-Commandanten führten ihre Streifereien gut durch; ihre Truppen tauchten überraschend bald da, bald dort, oft an mehreren Orten gleichzeitig auf, ver­schwanden rasch wieder, so dass ihre Züge gar nicht festgestellt werden können. Alle am Wege liegenden Ortschaften, Klöster, Schlösser wurden gebrandschatzt und Anfangs November wandten sich die Franzosen gegen Nassau-Weilburg, Limburg und Usingen. Die Prinzen von Nassau hatten von Custine Schutzbriefe er­beten und erhalten; nichtsdestoweniger nahm Honchard dem von Usingen 10.000 Gulden, seine Pferde und das gesammte Silber­zeug ab. In Weilburg erschien Custine persönlich;2) und weil der Fürst 60 Mann unter der Mainzer Besatzung gehabt hatte, ließ Custine auch ihm Silberzeug, Pferde und Getreidevorräthe ab­nehmen. Gegen Hanau machte Custine nicht den geringsten „Ver­such“. Dagegen berichtete er am 6. November, dass er nun dem Feinde entgegentreten würde, um diesem den (Lahn-?) Übergang zu verwehren oder wenigstens zu verhindern, dass der Feind ihn bei Mainz störe, was beides nicht mehr nothwendig wäre, wenn „Kellermann das gethan hätte, was er hätte thun sollen.“3) Ausser durch diese für die Franzosen ungefährlichen aber einträglichen Plünderungszüge führte Custine den Krieg noch durch eine Reihe von Proclamationen, die er bald an die „.unterdrückte 1) Ditfurth, „Die Hessen“, S. 153. 2) Mit 5000—6000 Mann marschierte er am 1. November „zu wichtigen Unternehmungen“ von Mainz in der Eichtung auf Frankfurt ab. Moniteur, S. 1325, 1349, 1397. 3) Moniteur, S. 1349.

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