Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 10. (Neue Folge, 1898)

Custine's Einbruch in Deutschland - Mainz

44 Christen. „In der folgenden Nacht schickte Custine kleine Abtheilungen gegen die Aussenwerke, um die Besatzung zu beunruhigen .......... Die Besatzung feuerte von den äusseren Werken, wie von den inneren Linien, um die Franzosen von den ersteren abzuhalten.“ Am Vormittage des 20. forderte Custine den General Gymnich abermals brieflich zur Uebergabe der Festung auf und gab ihm 24 Stunden Frist. „Ich sage es Ilmen in Vorhinein: es wird durchaus kein regelrechter Angriff sein, sondern sie haben einen gewaltsamen Angriff zu erwarten; dieser ist nicht nur möglich, sondern sogar gefahrlos; ich kenne Ihre Festung und die Art von Truppen, welche sie vertheidigen, ebensogut wie Sie. Antwort, Antwort, mein Herr Gouverneur!“ Ein zweiter, an den Magistrat gerichteter Brief, schilderte in den stärksten Ausdrücken die fürchterliche Wirkung der französischen Kanonen, hauptsächlich der glühenden Kugeln, die unbezwingliche Tapferkeit der französischen Soldaten, ins­besondere der unter Custine’s Commando befindlichen; nichts von allem, was er ihnen befehlen könnte, wird unmöglich sein. Schon morgen sind die Werkzeuge Ihrer Zerstörung vollendet. Der morgende Tag wird Ihr letzter sein. Ich sagte nie vergebliche Worte; ich täusche Sie nicht. Noch sind Ihnen wenige Stunden übrig.“ *) General Gymnich eilte mit beiden Briefen in das Regierungs­gebäude und hielt mit den Statthaltern Feehenbach und Albini, Geheimrath Kalkhof, dem preussischen Gesandten von Stein und General Graf Hatzfeldt sogleich Berathung. Die Nichtsoldaten: Albini, Feehenbach, Kalkhof waren für Vertheidigung der Stadt. General Gymnich erklärte, dass er willens sei, zu capitulieren. Stein unterstützte diesen Entschluss: auf äussere Hilfe sei nicht zu rechnen, auf die Garnison kein Verlass, noch weniger auf die Bürger. Widerstand wäre unklug, er würde nur die Er­stürmung und Plünderung der Festung zu Folge haben. Stein galt in diesem Kreise als Fachmann und man gab ihm nach. Ergebnis der Berathung war der Beschluss, unverzögert einen Kriegsrath einzuberufen. Derselbe trat in der Wohnung des General von Rüdt zusammen; er bestand aus den Generalen von Gymnich, von Rüdt, Grafen Hatzfeldt, von Buseck, von 1 1) Chuquet, VI., 93. Moniteur, S. 1273.

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