Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 8. (Neue Folge, 1894)
FML. Freiherrn von Sacken: Das österreichische Corps Schwarzenberg-Legeditsch. Beitrag zur Geschichte der politischen Wirren in Deutschland Ende 1849-1851
EINLEITUNG.-Begebenheiten von weltgeschichtlicher Bedeutung waren es, welche sich in den Jahren 1849, 1850 und 1851, in Folge des Strebens nach Neugestaltung und Einigung Deutschlands vollzogen. Die deutsche „National-Versammlung“ gieng mit wahrer Begeisterung und regstem Schaffensdrang an’s Werk; den führenden Grossmächten Oesterreich und Preussen aber erwuchsen grosse und bedeutende Aufgaben, zu deren Lösung sie in der schweren Zeit mit dem Aufgebote aller Kraft schreiten mussten. Namentlich war die Politik Oesterreichs, deren Leitung in den Händen eines grossen Staatsmannes lag, eine besonders energische und thatkräftige. Ein scheinbar nebensächlicher, aber wichtiger Schachzug Oesterreichs war dabei jener, auf seinen gegen Deutschland vorspringenden Gebietstheilen, Vorarlberg und Nord-Tvrol, militärische Kräfte in der Absicht anzusammeln, diese, je nach Bedarf in der einen oder der anderen Richtung zu verwenden, oder auch nur durch ihr Vorhandensein eine moralische Wirkung auszuüben. Es war dies das ursprünglich unter dem Commando des FML. Fürsten Carl Schwarzenberg, dann, verstärkt, unter den Befehlen des FML. Ignaz von Legeditsch, als k. k. 4. Armee-Corps in jenen Gebietstheilen aufgestellte Observations-Corps. Dasselbe war während der zweiten Hälfte des Jahres 1849 zur Mitwirkung bei der Unterdrückung der revolutionären Bewegungen im südwestlichen Deutschland verfügbar und erhielt auch wiederholt den Ruf, im Grossherzogthume Baden und im Königreiche Württemberg zu intervenieren. Das Corps-Commando trat in diesen Angelegenheiten in einen lebhaften militärisch-diplomatischen Verkehr mit den betreffenden Regierungen und ihren Vertretern.