Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement (1892)

Kriegs-Chronik Oesterreich-Ungarns. Militärischer Führer auf den Kriegsschauplätzen der Monarchie. III. Theil. Der südöstliche Kriegsschauplatz in den Ländern der ungarischen Krone, in Dalmatien und Bosnien - Der Feldzug von 1805 und die Vorgänge in Dalmatien

Eben als die Truppen des Divisions-Generals Molitor in das ehemals österreichische Albanien einmarscbiren wollten, erschien eine russische Escadre unter dem Befehle des Contre-Admirals Balley vor Cattaro und forderte den österreichischen Befehlshaber zur Uebergabe von Albanien auf. Letzterer hatte nur zwei Bataillone zu seiner Verfügung, war daher zum Widerstande viel zu schwach und übergab Cattaro am 4. März 1806 den Russen. Frankreich bestand darauf, dass Oesterreich den Abzug der Russen aus den Bocche di Cattaro erwirke und behielt bis zu dieser Räumung Braunau und das Innviertel in seinem Besitze. Dieser Stand der Dinge brachte die Republik Ragusa in grosse Gefahr. Die Russen verlangten, die durch ihre Lage wich­tige und befestigte Stadt vor der Ankunft der Franzosen als Ver­bündete der Republik besetzen zu dürfen. Da die Franzosen die gleiche Forderung stellten, geriethen die Ragusaner in die Zwangs­lage, entscheiden zu müssen, welchem der beiden Freundschafts­werber sie ihre Thore öffnen sollten. Nach längerem Zögern endlich beschloss der Senat, die Franzosen einzulassen, worauf der Divisions- General Lauriston mit 1200 Mann die Stadt besetzte. Dieser Schritt schlug für die Republik Ragusa zum Verderben aus. Ihre Handelsschiffe wurden von allen den mit Frankreich im Kriege befindlichen Mächten mit Beschlag belegt und die kleine französi­sche Garnison war nicht im Stande, die Vorstädte, noch viel weniger aber das Territorium, vor den Verheerungen der Russen und Monte­negriner zu schützen. Der Handel und Wohlstand von Ragusa gingen zugrunde und der ehemals dichtbemastete Hafen verödete. Die Russen besetzten die Höhen, welche Ragusa beherrschen, er­bauten dort Batterien, aus denen sie die Stadt beschossen und 5000 Montenegriner lagerten längs der Ombla bis nahe an die türkische Grenze. Zwei russische Kanonenboote sperrten den Verkehr auf der Ombla und der Rest der russischen Escadre lag in Gravosa vor Anker. General Molitor, der damals auch den Posten eines Gouver­neurs von Dalmatien versah, erfuhr rechtzeitig noch die Bedrängniss, in welcher sich Ragusa befand und beschloss, der Stadt zu Hilfe zu eilen. Er sammelte an der Narenta alle verfügbaren Truppen (ungefähr 1000 Mann), zog 300 Mann der Territorial-Miliz unter Francesco Noncovich an sich und ging gegen Ragusa vor. Er griff

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