Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement (1892)
Kriegs-Chronik Oesterreich-Ungarns. Militärischer Führer auf den Kriegsschauplätzen der Monarchie. III. Theil. Der südöstliche Kriegsschauplatz in den Ländern der ungarischen Krone, in Dalmatien und Bosnien - Die Occupation Bosniens und der Hercegovina durch k. k. Truppen im Jahre 1878
568 Die Occupation Bosniens und der Hercegovina Einnahme von Sarajevo. partéi rasch beseitigt, und neue Zuzüge stellten das gelockerte Gefüge der Insurrection wieder her. In dem Augenblicke, als die kaiserlichen Colonnen sich am frühen Morgen des 19. August gegen das alte Bosna-Serai in Bewegung setzten, war man daher sowohl im Corps-Hauptquartier zu Blazuj, als bei der 6. Truppen-Division in Vogoséa hartnäckigen Widerstandes gewärtig. FZM. Baron Philippovic hatte die Angriffs-Disposition nur für die Truppen der Haupt-Colonne erlassen und es FML. v. Tegett- hoff anheimgegeben, nach eigenem Ermessen an der Entscheidung mitzuwirken. Nachdem der Letztere der Stadt jedoch schon am Tage vorher viel näher gekommen war, so traten die Abtheilungen seiner Division naturgemäss auch früher in den Kampf ein und vertrieben schon nach 5 Uhr Früh die ersten Insurgenten von dem Sattel nordöstlich des Pasin brdo, dessen Kuppe sie bald darauf erstiegen. Die Aufständischen wurden nach und nach aus allen ihren Positionen nördlich von Sarajevo delogirt und sahen sich gegen Mittag auf die Vertheidigung der Umfassungs-Mauern und des Castells beschränkt, die sie unter heftigem Geschütz- und Gewehrfeuer allerdings mit zäher Hartnäckigkeit weiterführten. Von der, gleich der 6. Infanterie-Truppen-Division in zwei Gruppen vorgehenden Haupt-Colonne war die 1. Gebirgs-Brigade unter Oberst v. Villecz um 9 Uhr Vormittags in den - Gefechtsbereich gelangt; nachdem sich derselben im Süden bald darauf die Brigade Kaiffel auf dem äussersten rechten Flügel anschloss, nahm der Kampf grössere Verhältnisse an und der Feuerkreis erstreckte sich allmählich beinahe um die ganze Stadt. Nach 10 Uhr waren an verschiedenen Puncten Sarajevo’s starke Rauchsäulen emporgestiegen und da das Feuer der Vertheidiger gegen 11V2 Uhr merklich abzunehmen begann, drangen die k. k. Truppen von allen Seiten concentrisch in die Stadt ein. Von der Umfassung vertrieben, warfen sich die Insurgenten in die nächsten Häuser, verbarrikadirten die Eingänge und er- öffneten aus den verrammelten Gebäuden ein verheerendes Feuer gegen die nachrückende Infanterie. Auf diese Weise entwickelte sich ein blutiger Strassenkampf, an welchem sich mehrfach auch Weiber betheiligten, während die mit der Kraft der Verzweiflung kämpfenden Aufständischen keinen Pardon nahmen und niedergemacht werden mussten. Obgleich sich schon gegen 1 Uhr Nach-