Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 6. (Neue Folge, 1892)
Major von Duncker: Militärische und politische Actenstücke zur Geschichte des ersten schlesischen Krieges 1741 (Schluss)
Zwei Puncte sind jedoch dem noch hinzuzusetzen. Der erstere ist, dass in Meinem Namen ausdrücklich zu erklären ist, dass unter Meinen Bundesgenossen Russland mitbegriffen und verstanden haben wolle. Und der zweite, dass sich dem Anträge wegen EinSe. königl. Hoheit der Grossherzog ist diesem Fürsten unendlich verpflichtet für die Gesinnungen, welche er in Rücksicht auf ihn geäussert hat. Sobald man Nachricht erhalten hat, dass der Einzug Sr. kurf. D. von Mainz am 21. d. M. in Frankfurt stattfinden soll, hat man sich alle mögliche Mühe gegeben, um ihn verschieben zu lassen. Wenn das auch nicht gelänge, so blieben noch genug sehr triftige Gründe übrig, um wenigstens die Wahl selbst aufzuschieben. Und es wird leicht sein, sich dabei in einer Weise zu benehmen, um seinen wirklichen Zweck Jenen zu verbergen, welche sie überhasten wollen. Wenn also Se. preuss. M. im Vereine mit Sr. grossbrit. M. als Kurfürsten von Hannover unter der Hand dabei mitwirken wollen, so hat man alle Aussicht, sich Erfolg zu sichern. Da aber der Hof von Wien ein unverletzliches Geheimnis über alles bewahren muss, was vereinbart wurde, so werden seine Vorstellungen, welche einzig auf das Gemeinwohl des Reiches und auf die Nothwendigkeit, dort vor allem die Ruhe herzustellen, und die fremden Truppen, die mit der Freiheit der Wahl unvereinbar sind, hinauszubringen, gegründet wären, bei Ihrer kurf. D. von Mainz und Trier nicht genügen, wofern sie nicht von II. MM. von GB. und P. sehr wirksam unterstützt wären. Wenn man zu einem solchen Aufschub gelangt, so wird daraus ein anderer Vortheil erwachsen, welcher darin besteht, dass man das Unrecht gut macht, welches man der Königin anzuthun im Begriffe steht, indem man ihre Stimme ausschliesst. Se. grossbr. Majestät hat früher das unbestreitbare Recht anerkannt, welches sie hat, dieselbe auszuüben; ein Recht, welches seitdem viel klarer und in seinem ganzen Zusammenhang durch die beiden vom Baron Prandau in Frankfurt vertheilten Schriftstücke dargestellt wurde. Man kann es also nur den Unfällen des Krieges zuschreiben, dass der Herr von Broich sich den Gesandten der drei versammelten Kurfürsten angeschlossen hat, um die Ausübung derselben aufzuheben. Aber selbst aus diesem Grunde schmeichelt man sich mit Recht, dass, weil der Friede schon hergestellt ist. wenn auch im Geheimen, die Königin der Wirkungen nicht beraubt werden darf, welche derselbe naturgemäss herbeiführen soll. Sie verkennt nicht die Rücksichten, welche S. preuss. Majestät abhalten können, schon jetzt mit seiner Freundschaft und seinen guten Absichten sowohl für sie als für ihren königlichen Gemal hervorzutreten. Es wird jedoch für diesen Fürsten sehr leicht, durch seine hohe Einsicht und seine vollendete Weisheit Eines mit dem Anderen zu vereinbaren; ohne dass sich der Hof von Wien anmasst, ihm zu diesem Zwecke etwas an die Hand zu geben, hofft er im Gegentheil bezüglich seiner eigenen Haltung und seines Vorgehens von ihm geleitet zu werden, um desto eher zu einem so gerechten Ziele zu gelangen, ohne die vorstehenden Betrachtungen aus den Augen zu verlieren. (K. u. k. H. H. u. St.-Archiv. England Z. 83, 1741. Original französisch.)