Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Neue Folge, 1889)

Kriegs-Chronik Oesterreich-Ungarns. Militärischer Führer auf den Kriegs-Schauplätzen der Monarchie. III. Theil (Fortsetzung): Der südöstliche Kriegs-Schauplatz in den Ländern der ungarischen Krone, in Dalmatien und Bosnien

Feldzug 1704. 191 Kaschau. Szendrö. Eperies. Erlau. Neuhäusel. Leopoldstadt. den Heimsuchungen der Kuruczen zu beschützen. Mehr zu leisten vermochte er nicht, und es war für ihn eine vollständige Unmög­lichkeit, die Erwählung Rákóczi’s zum Fürsten von Siebenbürgen zu verhindern. Durch diese Wahl gewann der Rebellenführer aller­dings weniger an Machtzuwachs, als vielmehr einen Titel, welcher sich bei den Friedensconferenzen vortheilhaft verwerthen Hess. Die Verhandlungen zwischen der kaiserlichen Regierung und den Häuptern der Insurrection, welche seit geraumer Zeit, hauptsäch­lich auf Betreiben und durch Vermittlung der Seemächte, stattge­funden hatten, führten endlich zu dem am 12. September abge­schlossenen Waffenstillstände von Gyöngyös. Die imposanten Erfolge der kaiserlichen Waffen auf dem Kriegsschauplätze in Deutschland hatten zur Folge, dass die Waffenruhe, anfänglich bis Ende Sep­tember festgesetzt, später bis 31. October verlängert wurde. Während derselben wurde Mitte October die Friedens-Conferenz in Schemnitz eröffnet, welche aber, in Folge der masslosen Forderungen der Rebellen, ohne Resultat blieb. Noch während des Waffenstillstandes und bald nach Ablauf desselben fielen am 20. October die festen Plätze Kaschau, am 4. December Szendrö und Eperies und am 6. December Erlau durch Capitulation in den Besitz der Insurgenten. Unmittelbar nach dem Abbruche der Friedensverhandlungen am 29. November Hess Rákóczi die Belagerung von Neuhäusel beginnen und jene von Feopoldstadt wieder aufnehmen. Ersterer Platz kam, nicht] ohne Verrath von Seite der Besatzungstruppen, nach ziemlich kurzem Widerstande am 17. November in den Besitz der Rebellen. Da die Rebellen gleichzeitig auch im freien Felde eine bedeutende Thätigkeit entwickelten, das Marchfeld bedrohten und sich aber­mals auf dem rechten Donauufer festsetzten, zog FM. Heister Anfangs November sein Corps von der Raab über Pressburg und Dürnkrut nach Zistersdorf. Hier erhielt er einige Ver­stärkungen, mit deren Hilfe er vor Allem das bedrohte Feopold­stadt entsetzen wollte. Vor diesem Platze hatte Rákóczi nicht weniger als 24.000 Mann Fusstruppen versammelt, während die 20.000 Mann starke Reiterei der Insurgenten unter Bercsényi an der March stand. Das in den Festungen erbeutete schwere Ge­schütz wurde zur Beschiessung von Leopold stadt verwendet, während französische Ingenieure die Belagerungsarbeiten leiteten.

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