Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 3. (Neue Folge, 1889)

Oberst von Wetzer: Der Feldzug am Ober-Rhein 1638 und die Belagerung von Breisach. Beiträge zur Geschichte des dreissigjährigen Krieges (Schluss)

64 We t z e r. Bernhard doch den grossen und schneidigen Soldaten wieder er­kennen, der sonst in diesen Tagen förmlich in den Hintergrund gedrängt scheint durch einen prädicantenhaften Eifer, der sich wie ein Nebel auch über die Schrift v. d. Grün’s verbreitet. Seit Anfang August gefällt sich v. d. Grün in steten Berufungen auf göttliche Hilfe und in merklicher Neigung, von ihr zu sprechen. Diese spontane Frömmigkeit verlässt zwar nie den Boden der dürrsten Form, sie erhebt sich nicht zu dem tiefen Empfinden eines wahrhaft religiösen Menschenherzens, aber sie gibt einen Hinweis, dass Herzog Bernhard es wieder an der Zeit gehalten hatte, als Vorkämpfer des unterdrückten Glaubens auf­zutreten und die Stimmung von oben fibrirt nach in dem Tage­buch v. d. Grün’s, — der in seiner ganzen Art freilich den Ein­druck macht, als habe er jenes Nachempfinden der herzoglichen Frömmigkeit mehr oder weniger vollständig eben dem Tagebuch überlassen, ohne persönlich sonderlich tiefen Antheil daran zu nehmen. Ein gutes Wort, aus rechtschaffenem Denken und Empfinden heraus, wird von Bassompierre erzählt. Er sagt in Colmar zu seinem Hauswirth, es »seien drei Feldschlachten in einem Jahr zu gewinnen, für'einen Fürsten zu viel, er wünschte Ihrer fürstl. Gnaden das Königreich Schweden und von da aus alle Jahr neue Victorien gegen Moscau vom Herzen, aber hier zu Land plage Ihre fürstl. Gnaden, was dem Haus Oesterreich sei, viel zu hart.« ') Ruhm und Sieg im Herzen des eigenen Vaterlandes, Erwerb von seinem Mark, Gewinn von seinem Elend und seinen Leiden zu suchen, das schien dem lothringischen Edelmann ein herbes Un­recht, wenn er auch begriff und gönnte, dass ein tapferer Kriegs­führer sich »alle Jahre neue Victorien« erringe, — zum Nutzen aber, nicht zur Schwächung des Heimathlandes. Treffen bei Breisach. Ein chiffrirter Zettel Reinachs vom 19. October an den FM. Graf Gütz besagt:* 2) ’) Theat. europ., III, 985. 2) Gotlia, Nachlass VH. 154. c06

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