Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 3. (Neue Folge, 1889)
Oberst von Wetzer: Der Feldzug am Ober-Rhein 1638 und die Belagerung von Breisach. Beiträge zur Geschichte des dreissigjährigen Krieges (Schluss)
Der Feldzug am Ober-Rhein 1638. 29 trag nach dem Entsatz Breisachs sich des Feldzeugmeisters zu diesem Zweck zu versichern. Der wohlmeinende Markgraf Wilhelm von Baden hatte schon einmal Reinach vor diesen Umtrieben gewarnt, die höheren Officiere auch in der Armee Savelli’s, die um die Sache wussten, standen ganz auf Seite Reinachs, aber Savelli scheint die zweifelhafte Mission nicht ungern übernommen zu haben. Der ganze Act sammt den Briefen der Erzherzogin Claudia aus Innsbruck und — damit kam ein gewandter und schlauer Diplomat arg in die Klemme -— auch Herrn Dr. Volmar’s Briefe waren in der Kriegskanzlei Savelli’s und fielen mit ihr dem Herzog Bernhard zu. Dieser sandte den ganzen Act sofort von Strassburg nach Breisach zu FZM. Reinach.') Wie sich Dr. Volmar aus dieser Verlegenheit herauswand, erzählt er selbst in einem langen Bericht nach Innsbruck; er kam bei dem rechtlich denkenden Reinach noch glimpflich durch, aber ein Flecken auf dem Andenken des sonst durch seine Treue für Kaiser und Reich, wie für das Haus Oesterreich, durch sein Talent und seine staatsmännische Gewandtheit und Begabung hervorragenden einstigen Freiburger Professors bleibt sein doppelzüngiges Verhalten gegen Reinach unbedingt. Es mag sein, dass FM. Götz nicht so ganz Unrecht hatte, von dem Dr. Volmar klagt: »Ich mag nit wissen, wer mich so schwarz bei ihme gemacht, denn er sich auch anderwärts verlauten lassen, wenn er in des von Reinach’s statt wäre, wollte er mich, ja die ganze Regierung in Rhein werfen lassen.«2) Die Gegner Reinach’s veranlassten inzwischen die Erzherzogin, die Zusendung eines besonderen Delegirten aus Breisach zu verlangen, um mündlich genauere Aufklärung über den Stand der Dinge daselbst zu gewinnen, als ihr die zahlreichen Schreiben Reinach’s und Dr. Volmar’s gewährt hätten. Aber wenn einerseits Reinach mit Recht erklärte »dass man aller hoher und niederer Befehlshaber bei der Soldatesca in jetzigem *) *) Diese Correspondenz müsste Aufschluss über das ganze Netz der Klagen und Intriguen gegen Reinach geben, aber sie fand sich in den durchgesehenen Gothaer Nachlass-Acten, wohin sie doch jedenfalls wieder gekommen sein müsste, nicht und ebensowenig in den andern benützten Archiven. 2) Ambraser Acten. Relation Volmar vom 10. September. 271