Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (Neue Folge, 1888)

Hauptmann Machalicky: Der Feldzug gegen die neapolitanische Revolution 1821

20 Machalicky. von 36 bis 40 Jahren) zur Wehr der heimatlichen Provinz, beziehungsweise des Districtes und die ältesten, guardia urbana, denen auch die sonst Befreiten zufielen, zum Schutze der eigenen Gemeinde verpflichtet. Von den eigenen fanatischen Reden erhitzt, erregt durch die geheime Angst vor der Vergeltung für das Geschehene, überbot man sich bei Carbonari und Parlament in abenteuerlicher Ueber- schätzung der verfügbaren Kraft und schien erfreut, wenn Andere die Ziffern noch höher trieben. Man veranschlagte die Legionäre auf 115.000, die Milizen auf 104.000 und die Bürgergarde auf 407.000 Mann, doch wurde eine Organisation dieser auf dem Papiere 626.000 Mann betragenden Macht nur bezüglich der Milizen und Legionäre durchgeführt. Jede dieser Formationen sollte in 34 Regi­mentern 123 Bataillone umfassen; die Regiments-Stäbe den Linien­truppen entnommen werden, die übrigen Officiere und Unterofficiere aber durch Wahl aus der Truppe hervorgehen. Trotz der namhaften Opfer, welche das Land dieser Institution brachte,1) standen die Milizen selbst noch den schlechtesten neapoli­tanischen Truppen nach. Nach Innen fehlte die Disciplin ganz, denn die von den Einzelnen im Carbonari-Orden bekleideten Grade gaben einen grösseren Ausschlag, als der militärische Rang. Nach Aussen vermochten diese undisciplinirten, schlecht ausgebildeten, nicht uniformirten, grösstentlieils zerlumpten und nur zum geringsten Theile kriegsgemäss bewaffneten2) Haufen Niemandem zu imponiren.:s) * 2 3 ') Der Mann bezog täglich 3 Carlini (39 Kreuzer) nebst einer Mund- portion; die versprochenen Vorsorgen für die Familien der Volksmiliz sollten fast ebensoviel betragen. 2) Eine Lieferung von 50.000 Gewehren durch das Haus Kaynolds in Frankreich unterblieb, gleichwie der Waffenankauf in England, wegen Geld­mangel. Es half wenig, dass gegen die Waffen Verbergung scharfe Decrete erlassen und den päpstlichen Bauern alte Flinten theuer abgekauft wurden. (Den in Waffen desertirten römischen Soldaten zahlte man 20 ducati.) Nach Unterwerfung Palermo’s hoffte man sich die dortigen Gewehre nutzbar zu machen, doch fehlte es an Mitteln zur Entwaffnung. (K. A. 1820, IX. 34; X. 4, 7, 13, 21; XI. 2.) Von den auf Monte Cassino postirten 784 Milizen hatten blos 293 Mann brauch­bare, 274 unbrauchbare, 217 gar keine Feuerwaffen. (K. A. 1821, XIII. 102.) Pepe liess viele seiner Milizen mit hölzernen Spiessen versehen, wie er selbst sagt: »plutöt pour l’cffet moral que pour l’utilitc reelle.« (W. Pepe, pag. 52.) 3) Der recognoscirende Hauptmann Mastwik sah bei Ancona eine Miliz­patrouille, »wovon der Führer mit einer Vogelflinte armirt und die anderen mit

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