Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 1. (Neue Folge, 1887)

Erinnerungen aus dem Leben des FM. Grafen Radetzky. Eine Selbstbiographie

4 Erinnerungen aus dem Leben des FM. Grafen Radetzky. Erzählungeil, die der Feldmarschall ihm und den übrigen Officieren seiner persönlichen Umgebung während des gemeinsamen Frühstücks zum besten zu geben liebte, theils nach seinem unmittelbaren Dictate sofort niederschrieb. Die »Erinnerungen« bieten keine unerwarteten und sensa­tionellen Enthüllungen; der Feldmarschall erzählt auch von seinem eigenen Leben fast nur Aeusserliches, Erinnerungen aus einem langen Soldatenleben voll glänzender Verdienste, obgleich es zur Zeit, mit der diese »Erinnerungen« schliessen, noch lange nicht zu jener Sonnenhöhe des Ruhmes angewachsen war, die unverwelk- baren Lorbeer gelegt hat auf das greise Haupt unseres »Vaters Radetzky«. Es sind einfache, schlichte Erzählungen aus dem persönlichen Leben und Erlebten, — aber es ist Radetzky’s Leben und der Feldmarschall selber ist es, der davon »seinen Kindern« erzählt. »Meine Mutter starb bei meiner Geburt und mein Vater bald darnach. *) Ich kam sodann in das Haus meines Grossvaters nach Prag. Dieser, Wenzel Leopold Reichsgraf von Radetzky, war am 11. Sep­tember 1704 geboren und ist am 16. October 1781 gestorben; er liegt bei den Capuzinern in St. Josef (in Prag) begraben. Als ich in sein Haus kam, wohnte er in der Heinrichsgasse, das dritte oder vierte Haus von der Ecke des Rossmarktes, und ich ging zu den Piaristen in der Herrengasse in die Schule. Mein Grossvater hatte eine Freundin, eine Baronin Bfensky, die gegen­über wohnte und die Geschäfte des Hauses grösstentheils führte; so übernahm sie das Geld, welches mein Grossvater immer zu Georgi und Galli bekam und das auf einem Tische aufgezählt wurde. Als mein Grossvater starb, wurde das Haus an den Grafen Hart­mann verkauft (es ist dasselbe Haus, in welchem der FZM. Graf Hartmann in der letzten Zeit seines Lebens wohnte) und ich kam ins Theresianum.2) *) Aufzeichnungen des Grafen Thun, theils nach Erzählungen des Feld­marschalls, theils nach dessen Dictaten. 2) Graf Radetzky trat zunächst in das aus der Teufenbach’schen Stiftung hervorgegangene Collegium nobilium in Brünn ein. Als dieses im Jahre 1782 mit dem Theresianum in Wien vereinigt wurde, kam auch Radetzky als Stiftling in das letztere. Die Auflösung des Theresianums erfolgte 1784.

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