Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 1. (Neue Folge, 1887)

Erinnerungen aus dem Leben des FM. Grafen Radetzky. Eine Selbstbiographie

Erinnerungen aus dem Leben des FM. Grafen Radetzky. 39 Armen sein Gebet. Dann sprang er auf, ertheilte vor dem Hoch­altäre allen Anwesenden den Segen, lief wieder aus der Kirche und setzte sich auf das Pferd. Er ritt nach seiner Wohnung in der Casa Belgiojoso und entliess uns alle, sammt Melas, der im Hause Litta bequartiert wurde. W ie schon erwähnt, war das Castell von Mailand vom Feinde mit dreitausend Mann unter General Béchaud besetzt. Den Oester­reichern wurde die Cernirung dieses festen Punktes übertragen und dem GM. Lattermann fiel das Loos derselben zu. Das Castell musste aber in der Folge erst durch eine Belagerung zur Ueber- gabe gebracht werden. Die Armee setzte nach einem Ruhetage ihre Vorrückung über Pavia und Mezzana-Corte fort. Die Colonne Melas marschirte hier­auf über Tortona gegen Alessandria, während die andere Colonne über Sale gleichfalls gegen Alessandria dirigirt wurde. Zu dieser Zeit traf Grossfürst Constantin') mit einer zurück­gebliebenen russischen Abtheilung unter dem General-Lieutenant Rosenberg bei Bassignana ein, wo er den Po übersetzen wollte, aber vom Feinde daran verhindert wurde. Moreau, der sich auf das rechte Po-Ufer zurückgezogen hatte, stand zwischen Alessandria, Valenza und am Tanaro. Er griff Rosenberg bei Pecetto an und schlug denselben so, dass Rosenberg nach einem bedeutenden Verluste sich mit Suworow vereinigen musste. Das Gefecht, in welchem General Schuwalow blieb, wurde durch das Eintreffen Bagration’s wieder hergestellt und Moreau zog sich, nach Entsendung einer Brigade von viertausend Mann nach der Citadelle von Alessandria, gegen Turin zurück. Das nach­theilige Gefecht der Russen hätte leicht vermieden werden können, wenn die zwei Haupt-Colonnen nicht so getrennt vorge­rückt wären. *) *) Der Grossfürst ritt einmal mit seiner Suite auf der Strasse zwischen Alessan­dria und Asti. Da die Strasse sehr sandig war, hörte ein österreichischer Artillerist nicht das Pferdegetrabe und nach mehreren vergeblichen Zurufen des Grossfürsten überritt dieser den Soldaten olineweiters. In Asti angekommen, verlangte Con­stantin, man solle dem Artilleristen hundert Stockstreiche geben, damit er aus- weichen lerne. Melas entschuldigte sich, dass er dies nicht könne, da der Mann krank ins Spital gebracht worden wäre und überhaupt eine Böswilligkeit nicht vorliege. (Graf Thun, Erzählungen und Dictate des Feldmarschalls.)

Next

/
Oldalképek
Tartalom