Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 1. (Neue Folge, 1887)

Erinnerungen aus dem Leben des FM. Grafen Radetzky. Eine Selbstbiographie

24 Erinnerungen aus dem Leben des FM. Grafen Radetzky. von Lebensmitteln auf sechs Wochen zu sorgen, wenn man keine militärische Haussuchung halten sowie alle Zwangsmassregeln beseitigen wolle. Diese Zusicherung genügte; würde man jedoch die Gegend gekannt und die Kriege Eugen’s gelesen haben, so hätte man gesehen, dass die mit Wurmser eingetroffenen Truppen zwischen dem Mincio, Curtatone und der Fossa nuova leicht Auf­nahme gefunden hätten, weil man mit den zu Gebote stehenden Mitteln hei Borgoforte einen Brückenkopf etabliren, die Fossa nuova bei Curtatone schwellen und überhaupt sich in Verthei- digungsstand setzen konnte. Allein Erholung war das allgemeine Losungswort, und so suchte Jeder den Genuss der ruhigen Gegen­wart, ohne an die Zukunft oder an männliche Vertheidigung zu denken.«1) »FML. Ott, mit der örtlichen Lage ganz unbekannt, stellte seine Vor kette und seine Cavallerie unter voller Vernachlässigung der Strasse von Roverbella dergestalt aus, dass der Feind, der auf dieser Strasse vorrückte, ungehindert und ungesehen in den vor der Feste gelegenen Ort San Giorgo (dermalen noch demolirt erhalten) gelangte. Dort formirte sich der Gegner und schickte sich zum Angriffe auf die Dammbrücke an, eine Colonne rechts um den Lago dirigirend, während er eine andere hinter der aufgestellten Vorpostenkette gegen das Cavallerie-Lager vor der Festung ent­sendete. ' Unsere Truppen bivouakirten hinter dem See und waren eben mit dem Abkochen beschäftigt und ausgezogen, als plötzlich das Feuer vom jenseitigen Ufer sie von der Ankunft des Feindes unterrichtete. Alles was konnte lief ordnungslos der gedeckten Brücke der Mühle zu, wo erst wieder einige Ordnung eintrat. Hierauf wurde in den Gassen der Stadt gelagert, eigentlich bivouakirt.«2) »Die Infanterie ward in Kirchen, Klöstern und ver­lassenen Palästen untergebracht und die Cavallerie campirte in den Gassen. Alle Fürsorge für die Spitäler, sowie alle Vorsichts- massregeln für die Erhaltung der Lebensmittel für den Bürger unterblieben. So lange Geld vorhanden war, lebte Alles in zufrie­dener Hingebung ruhig hin, ja die Wein- und öffentlichen Verkaufs­J) Graf Thun, Erzählungen des Feldmarschalls. ~) Original-Aufzeichnungen des Feldmarschalls.

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