Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)
Major von Angeli: Des kaiserlichen Feldmarschalls Grafen Veterani Heldentod bei Lugos (Feldzug 1695 gegen die Türken)
*) Näheres hierüber in „Feldzüge des Prinzen Eugen von Savoyen“, herausgegeben von der Abtheilung für Kriegsgeschichte des k. k. Kriegs-Archives. Wien 1876. Band II, Anhang 1, Seite 333. Die energischen Operationen, mit welchen Ludwig von Baden in den Tagen äusserster Gefahr dem Feinde die Spitze hot, die wuchtigen Schläge, mit welchen er ihn von Patacin bis zur Vernichtungsschlacht bei Szlankamen unter seine Fersen beugte, hatte die Offensivkraft der Osmanen gebrochen und ihnen den Muth benommen, ihre Waffen auf des Kaisers Boden zu tragen. Aber während sie sich anfänglich in einer strengen, wenngleich erfolgreichen Defensive hielten und nicht wagten, die Donau oder Save zu überschreiten, stärkten die erfolglosen Operationen der Feldmarschälle Herzog von Croy und Graf Cap rar a ihr Kraftbewusstsein wieder und schon 1694 schloss ein türkisches Heer den kaiserlichen Feldherrn bei Peterwardein ein, der nur durch die Gunst des Zufalls grösserem Missgeschicke entging. Mehr und mehr umdüsterte sich der Kriegshorizont in Ungarn und die Gefahr einer neuerlichen Überfluthung des Landes durch türkische Heere erschien umso grösser, als die erschöpften Erbländer kaum die Mittel aufbringen konnten, die vorhandenen Streitkräfte zu erhalten, geschweige denn die unumgänglich nöthige Verstärkung derselben durchzuführen. Dem Kaiser erübrigte nichts Anderes, als erneuert an die Hilfe der Fürsten Deutschlands zu appelliren, von welch’ zweifelhaftem Werthe dieselbe auch sein mochte. Es war auch in der That kein Gewinn für den Kaiser, dass ihm der Churfürst von Sachsen 8000 Mann zuführte, denn dieser bedang sich hiefür in einem, auch sonst für ihn sehr vortheilhaften Vertrage, ddto. Laxenburg, 6. Mai 1695 '), den Oberbefehl über die gesammten Streitkräfte in Ungarn aus, den er weit weniger zum Schaden des Feindes, als zu jenem des Kaisers führte. Obwohl persönlich tapfer und hochfliegenden Sinnes, entbehrte Friedrich August doch jeder Feldherrnbegabung und hatte die Stelle eines Ober-Commandanten wohl mehr aus Eitelkeit und der Sucht, von sich reden zu machen, als dem Drange eines inneren Berufes folgend angestrebt. Ungleich seinem fürstlichen Vorgänger, dem Markgrafen Ludwig von Baden, welcher einfach sein Genie und seinen Degen dem Kaiser zur Verfügung stellte und die kaiserliche Armee mit ihren eigenen Generalen von Sieg zu Sieg führte, umgab sich der prunkliebende Churfürst von Sachsen mit einem pomphaften Hofstaate und verpflanzte die Hof-Intrigue in das Feldlager. Die Schaar der Günstlinge und ein zahlreicher Generalstab nützten im weitesten Sinne jene Prärogative aus, die sie als Angehörige des