Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)
Die Eroberung von Ofen und der Feldzug gegen die Türken in Ungarn im Jahre 1686. (Mit eigener Paginirung)
Erster Generalsturm der Belagerer am 27. Juli 1(180. 65 FML. Mercy herbeigeeilt, um zu Fusse mit dem Pallasch in der Faust mitzukämpfen, da beide mit der Cavallerie momentan keine Beschäftigung fanden. Als der Prinz Commercy durch eine erhaltene Verwundung am Gehen gehindert wurde, Hess er sich auf ein Pferd heben und ritt unter dem Jubel der Soldaten die Bresche hinauf. — Da der verzweifelte Widerstand der Besatzung gegen die unwiderstehliche Tapferkeit der Angreifer vergeblich blieb, brach eine starke Abtheilung Janitscharen aus der Fausse-braie hervor, um die Kaiserlichen in der Flanke zu fassen. So geschickt diese Unternehmung auch ausgeführt wurde, blieb sie dennoch erfolglos. Die wachsame Cavallerie-Bereit- schaft hatte nämlich die ausfallenden feindlichen Truppen rechtzeitig bemerkt, sogleich mit wildem Freudengeschrei attakirt und in wenigen Augenblicken wieder verjagt. — In einem vierstündigen, beispiellos erbitterten Handgemenge hatten sich die Stürmenden auf der Bresche behauptet und drei Geschütze und zwei Feldzeichen erobert. Damit waren aber die Anstrengungen und Verluste dieses blutigen Tages noch nicht abgeschlossen. Als es galt, sich auf der Bresche einzunisten und zu verbauen, wurden die Kaiserlichen von der zweiten Enceinte mit einem Hagel von Geschossen überschüttet. Gleichzeitig flogen noch immer Minen auf und setzten das Holzwerk, die Theerfaschinen, Pulversäcke, Granaten und halbvergrabenen Bomben, mit welchen die Türken den Graben zwischen der ersten und zweiten Mauer theilweise angefüllt hatten, in Brand. Unter solchen Umständen musste mit der Errichtung des Logements innegehalten und Alles zur Bewältigung des Feuers und zur Zerstörung des von den Türken hergestellten Abschnittes aufgeboten werden. — Die Verluste der Kaiserlichen am 27. Juli waren ausserordentlich gross und bezifferten sich auf ungefähr 2000 Mann. Fast alle mit den Sturmcolonnen vorgegangenen Officiere waren ausser Gefecht gesetzt worden und der FZM. Prinz Croy, der Prinz Commercy, die GFWM. Diependael und Thüngen, der Obristlieutenant Baron Rödern vom Regimente Lothringen und viele andere höhere Officiere und Freiwillige hatten mehr oder minder schwere Verletzungen erlitten. Mit gleicher Tapferkeit war von den Brandenburgern gefochten worden. Diese bemächtigten sich im ersten Anlaufe der Bresche und setzten sich auf derselben fest. Beinahe wäre es ihrer Sturmcolonne gelungen, in die Festung einzudringen, in der sie thatsächlich 7 Geschütze und einen Mörser vernagelten *). Dieser schnelle Erfolg war aber ebenfalls blutig erkauft worden, da die Verluste mehr als 300 Mann betrugen. Der Obrist Dietrich Graf Dolina, Obristlieutenant *) — „man hätte auch ganz gewisse mit dem Feind zugleich in die Stadt eindringen können, wann nicht der gemeine Mann wider alle raison und Warnung mehr dem Plündern der Erschlagenen, als dem Feinde nachgehangen hätte.“ — Königl. geheimes Staats-Archiv zu Berlin. Die Eroberung- von Ofen. 5