Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)

Zwischen Donau und Elbe. Skizze der Kriegsbegebenheiten in Ostböhmen im XVIII. Jahrhundert

Skizze der Kriegsbegebenlieiten in Ostbölimeu im 18. Jahrhunderte. 21 Mit dem Übergänge bei Telcitz war der Höhepunkt der öster­reichischen Kriegführung in diesem Feldzuge erreicht. Prinz Karl verlor nach und nach die Fühlung mit dem Feinde durch fortwährende Ruhetage, und Friedrich II. konnte so, wenigstens nur von den leichten Truppen belästigt, von der Armee selbst aber nicht weiter verfolgt, nach Schlesien abziehen. Mit einigen Kämpfen in Mähren, die gleich­falls mit dem Rückzuge des dort eingedrungenen preussischen Corps nach Schlesien endeten, die aber ausser den hier zu besprechenden Schauplatz fallen, schloss der Feldzug 1744. Die preussisehe Armee hatte ausserordentlich gelitten. Der preussische General Sclnnettau schreibt darüber ‘): „Überhaupt würde man aus dem Anblick des preussischen Heeres in dem Zustande, worin es gegenwärtig aus Böhmen zurückkam, nie vermuthet haben, dass man jene, wegen ihrer Schönheit und Disciplin berühmten, bis zur Pedanterie an Reinlichkeit und Ordnung gewöhnten Truppen vor sich sehe.“ Das Verhalten des Prinzen Karl oder — da man gerne, ihn bei Seite schiebend, den Feldmarschall Traun zum eigentlichen Leiter dieses Feldzuges macht — dieses Generals kritisirt Lossau mit folgenden Worten2): „Bis zum Übergang über die Elbe bei Telcitz kann dem Feldmarschall Traun nur die grösste Anerkennung zu Theil werden. Von da an aber hätte derselbe, wie es scheint, eine weit grössere Thätigkeit zeigen können. Denn eine Armee im Centrum ihrer weitläufigen Cantonnirungen durchbrechen und davon keinen eclatanten Nutzen ziehen, sie ferner bei ihrem Rückzug gar nicht mit Nachdruck und Macht verfolgen, da sie schwierige Defiléen zu passiren hatte, sondern blos sich begnügen, ihr ein Corps leichter Truppen nachzuschicken: dies kann schwerlich als ein Meisterstück von Krieg­führung anerkannt werden.“ Aber Lossau hat die Billigkeit, beizu­fügen, es sei zu schliessen, „dass dem Feldmarschall Traun Hinder­nisse entgegengestanden haben, die unbekannt geblieben sind.“ Der König selbst aber sagt3): „So endete dieser Feldzug, dessen Vorbereitungen den glücklichsten Erfolg verheissen hatten, und diese der Stadt. Der Befehl Friedrich II. vom 19. November aus Wisenowitz lautete auch deutlich genug * *) : „Der Geheime Rath Deutsch aber soll so viel Geld, als nur zusammenzubringen, mitnehmen.“ Ausserdem scheint vor dem Abzüge auch noch vielfach geplündert worden zu sein, denn ein Bericht meldet, dass das Zusammengeraubte in Fässern und Ver­schlagen verpackt wurde, dass jedoch von den geplünderten Effecten**) „Vieles hievon die Juden erkaufet, welche mit denen Preussen durchaus in bestem Vernehmen stünden und ihnen in Allem wohl an die Hand gingen“. *) Schöning, „Die fünf ersten Jahre der Regierung Friedrich des Grossen“, III, 311. 2) Lossau, „Ideale der Kriegführung“ III, 1, pag. 86. 3) Histoire de mon temps. Redaction von 1746, Chap. X, p. 344. *) Schöning, „Die fünf ersten Jahre der Regierung Friedrich des Grossen“, III, 238. **) Kriegs-Archiv 1744: Fase. XI, 23 d.

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