Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)

Zwischen Donau und Elbe. Skizze der Kriegsbegebenheiten in Ostböhmen im XVIII. Jahrhundert

') Kriegs-Archiv 1742; Fase. I, ad 44. reich von mir und meinem Erzhause ist,“ schreibt sie an den Prinzen Karl, „so sind doch bei dermaliger Sachen Beschaffenheit die ver­einigte preussische und sächsische Macht die gefährlichste von allen.“ Die Königin will alles gutheissen, was Prinz Karl thut, „ist aber die höchste Nothwendigkeit, dass eine schleunige Resolution ohne weitere Anfrage von Euer Liebden genommen werde“. Und wie dieser Brief fortschreitet, verlässt immer mehr die müh­sam festgehaltene Zurückhaltung die Königin — sie weiss, dass ihr heller Blick sie nicht täuscht, sie weiss, dass sie Recht hat, sie weiss vor Allem, was sie will, und eifrig sagt sie zum Schlüsse: „Es ist zu sehen, wie denen Feinden ein rechtschaffener Streich beigebracht und dieselben aus Österreich und Mähren delogirt, vor allem die Armee viel zu zei’theilen sich gehütet werde.“ Ein dem Handschreiben der Kaiserin an Karl von Lothringen vom 27. Januar 1742 beigelegter Entwurf') : „Ohnmassgebigste Gedan­ken, so die Operationen gegen den Feind betreffen“, fordert anlässlich des Einbruches der Preussen nach dem Aufgeben des Klein-Sclmellen- dorfer Vertrages als erforderliche Operationen zuerst Zusammenziehung eines Corps an der March, aus den in Ungarn stehenden kaiserlichenRegimen- tern und aus der ungarischen Insurrection bestehend, dann, „da man nicht überall zugleich Rath schaffen kann, man suchen müsse, auf den einen Feind loszugehen und ihm einen Streich beizxibringen“. „Die feindlichen Truppen sind sehr auseinandergetheilet. Die Franzosen und Bayern scheinen sich nach Bayern wenden zu wollen. Die Sachsen sind zwar denen Preussen näher. Doch wenn diese Brünn liegen lassen, und sich gegen Ungarn und Österreich wenden, lässt sich glaublich auch in Ansehung ihrer Vorausstehendes bewirken (einen Streich beibringen). “ „Will man also Preussen dermalen für den gefährlichsten Feind halten, so bliebe die Überlegung übrig, wie am geschwindesten ihm beizukommen sein möchte.“ „In Böhmen ist nichts mehr zu verlieren. Und obwohl,“ schreibt der ungenannte Verfasser der „Ohnmassgebigsten Gedanken“, „kein militaris, so kommt mir doch nicht vor, dass Böhmen durch Böhmen, sondern durch Bayern sich wieder werde erobern lassen.“ Also Fortsetzung des siegreichen Krieges in Bayern, momen­tanes Preisgehen Böhmens an die Franzosen und Angriff auf die Preussen in Mähren mit der ganzen Macht. Der Wille der Königin brachte denn auch wirklich die Action in Gang — langsam freilich.

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