Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)

Hauptmann Duncker: Die Invasion Schlesiens durch die königlich preussischen Truppen im Monate December 1740

54 Die Invasion Schlesiens durch die k. preuss. Truppen im Monate December 1740. Als Commandant der Festung war, statt des erkrankten Oberst von Linckh, der Oberstlieutenant von Fontanella bestimmt und dem­selben der Ingenieur-Major Tello beigegeben worden. Fontanella batte den Befehl, zur Sicherung des Platzes Erdarbeiten, Faschinen und Palissadirungen, falls die Jahreszeit permanente Befestigungsarbeiten nicht zuliesse, anzuwenden und die Festung sobald als möglich in derartigen Stand zu setzen, damit dieselbe Widerstand zu leisten vermöge ■*). Die Proviantirung von Glatz geschah aus dem daselbst befindlichen Cameral-Magazine, in welchem 2300 Scheffel Getreide vorhanden waren 2). In Neisse war am 24. December Oberstlieutenant St. André mit 6 Compagnien des Regimentes Bottá eingerückt3). In Brieg, wo Oberst de Fin das Commando führte, standen 11 Compagnien von Wallis-Infanterie4) unter einem Oberstlieutenant und 1 Bataillon (5 Füsilier-Compagnien) von Browne-Infanterie, ausser­dem die Frei-Compagnie in der Stärke von circa 300 Mann 5). Für die sehr eifrig betriebenen Fortifications-Arbeiten zu Brieg und Neisse wurden von den Ständen 6000 Bauern beigestellt und dem FML. Graf Browne die Erlaubniss vom Hofkriegsrathe ertheilt, auch sich freiwillig zur Schanzarbeit meldende Soldaten gegen Be­zahlung hiezu verwenden zu können 6). Für die genannten beiden Plätze sollte GFWM. Fischer vom Artillerie-Haupt-Corps 24 Büchsenmeister nebst den nothwendigen Feuerwerkern absenden. Brieg hatte von dem Haupt-Zeugamte zu Gross-Glogau Anfang December 200 Centner Pulver erhalten 7). Ein Proviantamt, bestehend aus 1 Verwalter und 1 Adjunct, wurde dort aufgestellt, eine Feldbäckerei mit 1 Ober-Bäckenmeister und 20 Bäclcenknechten errichtet8). •) Registratur des k. k. Reichskriegs-Ministeriums. Hofkriegsrath, Registratur 1740 ; December, 315. Der Befehl an Fontanella ist vom 14. December datirt; der­selbe befand sich damals in Wien, kann also erst in der dritten Decade des De­cember in Glatz eingetroffen sein. 2) K. k. Hofkammer-Archiv. Gruppe Böhmen 1740. 14. und 20- December 1740. 3) ltofkriegsraths-Expedits-Protokoll, Fol. 3552. Anfang Januar 1741 wurde die Besatzung dieser Festung verstärkt. 4) Hofkriegsraths-Registraturs-Protokoll, 25. December, Fol. 3669. 5) An Oberst de Fin erging am 28. December ein Erlass des Hofkriegsrathes bezüglich der Befestigungsarbeiten, welche, wenn in Mauerwerk nicht herzustellen möglich, aus Erde, Faschinen und Holzwerk auszuführen seien, wobei hinzugefügt wird, „dass man die Hofkammer nochmals requirire, ihm die verwilligte Halbscheid deren anno 1735 ausgelegten russischen Equipirungsgelder demnächst zu bezahlen“. Hofkriegsraths-Registraturs-Protokoll, 28. December, Fol. 3683. 6) Beigefügt war dieser Erlaubniss die Bemerkung, „er möge überlegen, ob selbe nach dem Tag oder nach der Klafter zu bezahlen verträglicher zu sein be­funden werde“. Hofkriegsraths-Registraturs-Protokoll, 28. December, Fol. 3681. 7) Ebendaselbst, 28. December, Fol. 3681, und Expedits-Protokoll, Fol. 3397. 8) K. k. Hofkammer-Archiv. Gruppe Böhmen 1740. Bericht der schlesischen Kammer an die Hofkammer vom 17. December.

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