Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)
Kriegs-Chronik Österreich-Ungarns. I. Theil. Der nordwestliche Kriegsschauplatz: Böhmen, Mähren, Schlesien (Mit eigener Paginirung) - Der Krieg 1866 gegen Preussen
Der Krieg 1866 gegen Preussen. 163 besetzten Abtheilungen der Brigade Henriquez vom 2. Armee-Corps das Eisenbründl im Mühlenthale und den Gämsenberg. — General-Lieutenant Fransecki, Commandant des bei Stampfen stehenden 4. Armee- Corps, hatte beschlossen, gegen die starke österreichische Stellung in der Front nur einen hinhaltenden Kampf zu führen, mittlerweile aber deren rechte Flanke zu umgehen. Zu diesem Zwecke wurde General- Major Bose mit 6 Bataillonen von Marienthal in das Weidritzthal dirigirt, um im Rücken der Brigade Mondei die Strasse nach Pressburg zu gewinnen. — Um 6 Uhr Früh begann in der Front das Gefecht. Die österreichischen Vortruppen zogen sich langsam auf die Hauptstellung zurück; der Feind besetzte den Frantzhof. Die Angriffe der Preussen richteten sich gegen beide Flügel der Aufstellung, konnte jedoch keine weiteren Erfolge erringen, so dass der Kampf hier bald den Charakter eines stehenden Feuergefechtes annahm und auch bis zum Schlüsse der Action beibehielt. Mittlerweile war die Brigade Bose, von Einwohnern geführt, die sich dem Feinde als Führer angeboten hatten, um 10 Uhr Vormittags am Gämsenberg erschienen und hatte das dort postirte Bataillon Belgien-Infanterie gegen den Bahnhof von Pressburg zurückgedrängt. — General-Major Bose wandte sich nun theils gegen dieses Object, theils gegen die Kunstmühle. Die Fortschritte der Brigade Bose fanden aber hier ihre Grenze; sie konnte sich den Ausgang aus dem AValde nicht erzwingen, weil ihr um diese Zeit bereits drei österreichische Brigaden gegeniiberstanden, während die Brigade Württemberg in ihrem Rücken am Weidritzbache erschien. Der Kampf wurde indessen nicht mehr bis zur Entscheidung fortgeführt, weil der um 12 Uhr eingetretene Waffenstillstand den weiteren Feindseligkeiten ein Ende bereitete; doch wurde von einzelnen Abtheilungen im AValde noch bis gegen halb 2 Uhr Nachmittags gépiünkéit. Die Besetzung Pressburgs war den Preussen nicht gelungen. Verlust der Österreicher: 18 Officiere, 470 Mann; der Preussen 8 Officiere 200 Mann. Nach Ablauf des fünftägigen AAraffenstillstandes und ohne von der Verlängerung desselben Kenntniss zu haben, ordnete der Commandant von Theresienstadt einen Ausfall zur Zerstörung der Eisenbahnbrücke bei Neratowitz an. Die Ausfallstruppe, bestehend aus 1 Bataillon Infanterie, 50 Huszárén, V, Batterie etc. unter dem Commando des Majors Zaremba, langte am 28. Juli über Wegstädtl und Melnik gegen 2 Uhr Morgens bei Zabol* an. Hier formirte Zaremba drei Colonnen; die erste sollte Liblitz und Bischitz überfallen; die zweite bei Obristwi die Elbe übersetzen, Biskowitz überfallen und sich dann gegen Neratowitz wenden; die dritte Colonne, unter seiner Leitung, drang gegen die Eisenbahnbrücke vor. Alle Colonnen vollführten pünktlichst ihren Auftrag. 11 Neratowitz.