Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)
Hauptmann Duncker: Die Invasion Schlesiens durch die königlich preussischen Truppen im Monate December 1740
Die Invasion Schlesiens durch die k. preuss. Truppen im Monate December 1740. 37 worden ist, dass selbige bis auf den 17. dieses Monats in dem Quartier-Stand, wo sie dermalen seynd, stehen bleiben sollten, so scheinet zwar der wirkliche Eintritt in öffters bedeutlies Erbherzogthum auf einige Tage ausgesetzt zu sein, Selbiger aber dadurch gar nicht unterbleiben zu wollen, massen der König unabänderlich auf denen Absichten, einen grossen Theil sothanen Erbherzogthums mit gewaltiger Landes-Überziehung sich zuzueignen beharret, und es noch darbei bleibet, dass Er bei dem Eintritt zur Subjugirung und Pflichts- nehmung deren dortigen Unterthanen und Ständen sich vorfinden wolle. Worzu auch bereits und beiläufig 120 deren vornehmsten Families mittelst der seid einiger Zeit durch sehr viele in das Land heimlich detachirte Emissaires (wie öfters aller Dienst besorglichst an- gezeiget worden ist) propagirten Aufwieglung deren Gemüthern sich sollen ;unterschrieben, auch viele particulaires durch hiesiges Geld eine sehr ansehnliche Menge Getreids, und Fourage aufgekaufet, und in ihren Häusern verborgen haben, um solche der hiesigen Armee zu ihrer Unterhaltung darzureichen. In welchem Betracht man sich mit nächsten auch der Herausgabe eines hiesigen Manifestes und dessen unstatthaften Inhalts, als wann er von denen Landständen und Inn- wohnern sei berufen worden, nebst noch andern darinnen einfliessen lassen wollenden alten Rechtsforderungen zu vermuthen hat. Übrigens sind bereits sehr viele deren allhier in grosser Anzahl eingefundener schlesischer Edel Leuthen in hiesige Diensten auf und angenommen, und ist unter andern der Graf Henckel, aus dem Woblau Fürstenthum zum hiesigen Ober-Schenken, der Baron von Reisewitz so sich bereits vor 4 Monat mit einer ansehnlichen Schiffladung von Korn allhier eingefunden hat, zum Obristen Lieutenant, und ein junger Graf Hohberg, auch wie man sagt, ein junger Graf Röder zu königl. Stall-Meistern mit Majors Rang ernennet worden; aus welchen obigen Ew. Excellenz den sehr misslichen Zustand des armen Herzogthums Schlesien von Selbsten zu erkennen belieben werden. Zu hoch Derűseiben beständigen Gnaden und Hűiden mich angelegentlichst empfehlend mit immerwehrender Devotion beharre Euer Excellenz gehorsamst ergebenster Diener Berlin, den 10. December 1740. v. Demeradt1).“ Die Königin erliess am 15. December das folgende, die Thätig- keit des FML. Graf Browne regelnde Rescript: „Durch das vor drey Tagen durch Eygnen Courrier an dich abgelassene schreiben* 2) haben wir dir gnädigst Erinnert, welcher ') Kriegs-Archiv; Österreichischer Erbfolgekrieg, 1740; XII, ad 5c. 2) In den Acten nicht vorhanden. Möglicherweise ist der auf Seite 30 Anmerkung 1 mitgetlieilte Befehl an Browne vom 11. December gemeint, der auch nur mehr im Protokolls-Auszuge existirt. Am 11. December war übrigens ein Courier mit