Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)

Hauptmann Duncker: Die Invasion Schlesiens durch die königlich preussischen Truppen im Monate December 1740

20 Die Invasion Schlesiens durch die k. preuss. Truppen im Monate December 1740. das Absehen haben könne. Wobei nicht mehr zu zweifeln ist, dass der König selbst sich an das Haupt seines Corps setzen und damit aus denen letzthin schon angezeigten Absichten und praetexten, gleichsam als wenn er von denen Ständen und Inwohnern dahin berufen wäre, in das Land eintreten werde, da man sothanes Unternehmen und wie es möglich sei, dass ein Fürst und Nachbar dazu schreiten könne, von Niemanden und von denen hiesigen Leuten selbsten nicht kann begriffen werden, so seind viele auf die Meinung verfallen, dass solches mit Genehmhaltung und darunter vorläufig geschehener Zusammensetzung zwischen E. k. M. u. dem hiesigen Hof veranlasset worden seyn müsse u. sind die hiesigen französ. Ministri Marquis de Beauveau u. Valory mit sothaner Meinung zu uns gekommen ').“ Am 6. December2) melden beide Gesandten: Der Ausmarsch erfolgte am 4. December. Mit der Artillerie gingen ab 20 Pontons und 8 Feuermörser und Haubitzen3). „Das 25.000 Mann starke Corps werde in zwei Colonnen, die eine bei Frankfurt, die andere bei Cüstrin über die Oder gehen und dann in Schlesien einmarschiren.“ Marchese Bottá meldet dann, nach einer am 5. December beim Könige gehabten Audienz, in einem weiteren Berichte vom 6. December: Neue Anstalten zur Vermehrung der Truppen und deren Marsch­fertigkeit seien getroffen, so dass er „leider mehr als eine Ursacli habe zu versichern, dass sein umbstösslicher Vorsatz und Absicht sei, sich in gewaltthätigen Besitz Gott weiss von wie viel Fürstenthümern des schlesischen Landes zu bringen, und hernach die Huldigung davon in seiner Person ablegen zu lassen“. Der König habe am 4. die nicht in geringer Anzahl in Berlin befindlichen schlesischen Edelleute und Land­sassen, nachdem er ihnen zuvor in coi’pore eine Separat-Audienz gegeben und die Grafen Henkel, Hoberg, Reisewitz und noch mehrere in seine Dienste genommen hat, zu seiner Mittagstafel gezogen „und werden sonder Zweifel noch eine grosse Menge im Land sein, so zu seiner Dahinkunft und Subsistenz der hiesigen Armee einen grossen Vorschub zu geben trachten werden; aus diesem aber der Schluss zu machen ist, dass man in dem Land selbsten von seiten deren Vorstehern eine sehr schlechte sorge und wenig wachsames Auge müsse getragen haben umb solcher gefährlichen Communication vorzukommen“. Er bittet um weitere Befehle und bemerkt: „denn alles unzulänglich ist, mit einig nur erdenklichen Mitteln mehrbesagter Invasion Vorkommen, und dieselbe ableiten zu können“. ') Vergleiche: Broglie, „Frédéric II et Marie Thérése“, I, pag. 113. 2) Am 12. December in Wien präsentirt. 3) Berlin, 6. December. „Vorgestern ist die Artillerie unter Bedeckung eines Detachements von 150 Mann Canoniers und Bombardiers auch eine Escadron Gens- d’armes abgegangen. Heute ist das Sydow’sche Regiment aufgebrochen und am Donners­tage wird das Kleist’sche demselben folgen.“ Wienerisches Diarium, 17. December 1710, Nr. 101.

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