Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)
Hauptmann Gömöry von Gömör: Türkennoth und das Grenzwesen in Ungarn und Coratien während sieben Friedensjahren
172 Türkennoth und das Grenzwesen in Ungarn und Croatien „Den 22. November wurde das Castell Kolon (?) nahe bei Comar den ganzen Tag über auf das heftigste, doch ergebnisslos beschossen und gestürmt. Am 16. December, erschien Ales Aga von Szigeth mit 2500 Mann, 3 Geschützen und anderem Zeug wohl ausgerüstet neuerlich vor Kolon, richtete jedoch auch diesmal nichts aus *). Weiset das Jahr 1579 im Vergleiche zu den früheren Jahren weniger Kämpfe und weniger Verluste auf, so machten sich dagegen in politischer Beziehung bedenkliche Symptome bemerkbar. Wie schon erwähnt, war die Bevölkerung des ununterbrochenen Kriegszustandes müde. In der Gegend von St. Gotthard hatten bereits 13 Ortschaften den Türken gehuldigt. Auch anderwärts zeigte sich Neigung, den gleichen Schritt zu thun, und im April liess „Aly Beg von Pest zwanzig zum Kaschauer Bezirke gehörige Dörfer auffordern, dem Sultan zu huldigen.“ Dieser kritischen Situation stand man bei den unzureichenden Machtmitteln rathlos gegenüber. Das Jahr 1580. Am kaiserlichen Hofe drang man endlich darauf, dass der schon 1576 zum Banus der windischen Grenzen ernannte Christoph Freiherr von Ungnad sein Amt auch wirklich antrete2). Teuffenbach, von Szathmár abberufen, übernahm das Feldzeugamt in den windischen Landen. Die Verluste einiger festen Plätze im Landstriche zwischen der Unna und Glina an die Türken veranlassten kaiserlicherseits die Auflassung und Schleifung der Feste Hrastovica, dagegen die Instandsetzung der Schlösser von Sissek und Topuska; die Türken ihrerseits schickten sich an, diesseits der Unna ein neues Sandschak zu errichten und schritten zum Ausbau von Petrinja. Dass die Streifungen meist nur um der Beute willen unternommen wurden, geht daraus hervor, dass die feindlichen Abtheilungen mit förmlichen Wagencolonnen auszogen 3). Die Feindseligkeiten begannen von Seite der Türken schon im Januar. Am 28. versuchte der Beg von Stuhlweissenburg, der Garnison von Raab eine Schlappe beizubringen. Es wurde nämlich bei Hathalom im Veszprimer Comitat ein Hinterhalt gelegt, während ein schwacher Reiter-Trupp vor Raab erschien. Die kaiserliche Besatzung liess sich J) Die Lage von Kolon konnte nickt eruirt werden. 2) Es geschah häufig, dass Staatsfunctionäre sich längere oder kürzere Zeit unter verschiedenen Vorwänden ihrer Dienstpflicht entzogen. 3) Dies war z. B. am 19. August der Fall, wo die Türken hei Léva (Lewencz) mit 28 Wagen ein trafen und Sarló im Barser Comitat überfielen; Gleiches geschah am 24. des nämlichen Monats, wo eine Horde sich mit einem Train vor Ivomorn zeigte.