Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)

Hauptmann Duncker: Die Invasion Schlesiens durch die königlich preussischen Truppen im Monate December 1740

Die Invasion Schlesiens durch diek. preuss. Truppen im Monate December 1740. 13 gesammten Länder des Hauses Österreich zur Geltung zu bringen; nur bezüglich Sachsen-Polens hegte man keine Besorgniss, einen Ein­spruch zu erfahren, hoffte sogar im Falle der Nothwendigkeit auf dessen werkthätige Hilfe. Von Preussen, wo nach dem am 31. Mai 1740 erfolgten Tode Königs Friedrich Wilhelm I. dessen ältester Sohn Friedrich II. die Regierung übernommen hatte, glaubte man nichts Übles besorgen zu müssen. Trotz mancher gegenteiligen Anzeichen wiegte man sich noch in der Hoffnung, einen Fürsten auf dem preussischen Throne zu wissen, dessen Pläne nicht gegen Österreich gerichtet seien. Solche Anschauung ward bestärkt, wenn die Jugendjahre dieses Fürsten in Rücksicht gezogen wurden. Derselbe hatte sich bisher als der Freund der Philosophen, der Musen und der schönen Künste gezeigt. Man hatte also wohl Grund, eine dem derben Realismus des Vaters entgegen­gesetzte Regierung zu erwarten, einen Hof, glänzend durch attische Fein­heit, durch aufgeklärte Geister, Wissenschaften und Künste, einen König, dessen Ehrgeiz sich auf den Namen eines Weisen auf dem Throne beschränken würde. Diese vorgefasste Meinung wollte auch dann noch nicht schwinden, als positive Anzeichen vorhanden waren, dass der Einsiedler von Rheinsberg handelnd in die Weltgeschichte einzugreifen gewillt war ')• Die Nachrichten über auswärtige Rüstungen. Die Nachrichten, welche bald nach der Übernahme der Regie­rung durch die Königin in Wien einliefen, deuteten nicht darauf hin, dass die hohe Frau in ungetrübter Ruhe sich sobald deni Wohle ihres Volkes und Landes, das ihr so sehr am Herzen lag, werde widmen können. Es sind nicht allein die Diplomaten, welche in ihren Berichten bedenkliche Anzeichen nahender Kriegsgefahren erwähnen, auch die Militärs melden von Kriegsvorbereitungen, die sich gegen die Staaten der Königin richten. Ende October 1740 berichtet schon der vorderösterreichische Militär-Director Freiherr v. Rost über bedeutende Fourage-Einkäufe im „Reiche“ seitens der französischen Regierung und fügt bei, dass es sich als nothwendig erweisen werde, die Getreide-Ausfuhr nach Frankreich zu verbieten 2). *) *) Vergleiche: „Preussische Staatsschriften“ aus der Regierungszeit König Friedrich II.“ (1740—1745). Berlin 1877, Band I, Seite 3, auch „Politische Correspondenz“, Berlin 1879, Bandi, Seite 3; dann Broglie: „Frédéric II. et Marie Thárése“, Paris 1883 I, pag. 361: „Jugements portás sur le caractére de Frederic II., avant son avénement et pendant les premiers mois de son régne“; endlich: Borcke’s Relation vom 26. November 1740, königl. preussisches Staats-Archiv, hei Heigel: „Der österreichische Erbfolgestreit“ etc. Nördlingen 1877. Seite 49 u. f. 2) Hofkriegsraths-Expedits-Protokoll, October, Fol. 3038.

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