Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1884)
Hauptmann Jihn des Generalstabs-Corps: Der Feldzug 1761 in Schlesien und Sachsen
Der Feldzug 1761 in Schlesien und Sachsen, 321 einigten sich bei Buk wieder mit dem Gros des Corps. Beim Abmarsche von Steczewo wurde Platen von den leichten Truppen Berg’s eingeholt und von denselben zum ersten Male angegriffen *). Abmarsch des Königs aus der Gegend von Schweidnitz. Nach dem Abmarsche des Corps Platen blieben dem Könige bei Bunzelwitz 51'/, Bataillone, 84 Escadronen, mit einem Stande von etwa 42.000 Mann* 2) und 236 Geschützen (und zwar exclusive der aus Schweidnitz entnommenen). Mit diesen Kräften hielt er sein verschanztes Lager nach wie vor besetzt, wiewohl die Linie der Ver- theidiger noch dünner geworden war als zuvor. Dieses Verhältniss besserte sich allerdings durch die sofort begonnene Einebnung der an der Nordseite des Lagers, also im Rücken der befestigten Schlachtstellung gelegenen Werke. Ebenso unbeweglich wie er, blieben aber auch seine Gegner. Da Laudon jetzt alles in allem über 94.300 Mann verfügte3), so ist der Gedanke, den am 3. September unterlassenen Angriff nunmehr auszuführen, nach der heutigen Kenntniss der Situation allerdings als sehr naheliegend zu betrachten. Die aus jener Zeit stammenden Aufzeichnungen lehren jedoch, dass die Vorstellung, welche sich Laudon nach den eingegangenen Nachrichten von der Kräftevertheilung des Gegners gebildet hatte, das Unternehmen nicht in gleicher Weise rathsam erscheinen liess. So hielt er das Corps Platen’s für nicht stärker als 6000 Mann4) und diese Ziffer von den 60.000 Mann abgezogen, auf welche man die Armee des Königs früher geschätzt hatte, ergibt einen Rest von 54.000 Mann, dem sich der Feldzeugmeister gegenüber glaubte 5). Für den Angriff konnten eventuell 90.500 Mann verfügbar gemacht werden; nach Laudon’s Meinung also um 17.500 Mann weniger als das Doppelte der feindlichen Kraft, während die Verbündeten am 3. September über eine, das Zweifache der letzteren um 20.000 Mann übersteigende Streiterzahl zu disponiren dachten. Allerdings hatten sich anderseits manche Umstände dem Unternehmen günstiger gestaltet, so namentlich die Frage des Oberbefehls, da Laudon gegenwärtig ein nahezu *) Nach Fine’s Bericht vom 20. September. (Kriegs-Archiv 1761; Fase. IX, 56, Acten des Laudon’schen Corps) geschah dies bereits am 17. Abends. 2) Nach Bernhardi. Im Maximum könnten es, den Angaben desselben Schriftstellers zufolge, 44-000 Mann gewesen sein. 3) Exclusive der 5200 Beiter unter FML. Beek. Von obigem Stande waren 25.700 Mann detachirt. *) Schreiben Laudon’s an Kaunitz vom 18. September. Kriegs-Archiv 1761; Fase. IX, 42 c, Acten des Laudon’schen Corps. 5) Laudon schätzte die Armee des Königs, nachdem von dieser — eingelaufenen Meldungen zufolge — 5 Bataillone zur Verstärkung der Besatzung von Neisse abgesendet worden sein sollten, am 16. October noch auf 50.000 Mann. Kriegs-Archiv 1761; Fase. X, 110, Acten des Laudon’schen Corps.
