Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1884)

Major Edlen von Angeli: 1812. Die Theilnahme des k. k. österreichischen Auxiliar-Corps unter Commando des G. d. C. (später Feldmarschalls) Fürsten Carl zu Schwareznberg im Feldzuge Napoleon I. gegen Russland

unter Commando d. Fürsten Schwarzenberg imFeldzuge Napoleon I. gegen Russland. X 5 Der Kriegsschauplatz. Jener Abschnitt des Kriegstheaters von 1812, auf dem das österreichische Auxiliar-Corps zu wirken berufen war, und auf welchem dessen Hauptoperationen sich abspielten, lag östlich des Bug und der Narew. Im Süden reichte er längs der galizischen Grenze vom Bug bis zum oberen Styr, östlich begrenzte ihn die Linie Luck - Mozyr - Minsk, im Norden der Niemen. Die Terrain- und sonstigen Verhältnisse dieses Raumes haben sich im Laufe von 70 Jahren so sehr geändert, dass die heutigen Zustände nicht entfernt einen Massstab zur Beurtheilung der militärischen Operationen bieten können. Man würde schwer dazu gelangen, die Dispositionen des Feldherrn sowohl, als auch die Leistungen der Truppen ihrem wahren Werthe nach zu würdigen, böten nicht die werthvollen Aufzeichnungen Welden’s, sowie in den Acten des Kriegs Archivs befindliche Recognoscirungs-Berichte über einzelne Terrain­strecken die Möglichkeit, ein übersichtliches Bild der Bodenverhältnisse zu geben, wie sie zu jener Zeit die Operationen des österreichischen Auxiliar-Corps beeinflussten. Der Bug bildete die Ostfront des damaligen Grossherzogthums Warschau und zugleich die Grenze zwischen diesem und dem russischen Gebiete. Mit Ausnahme der Punkte Ustilug, Opalin, Brest- Litowski (Brzesc-Litewski), Nemirow und Drohiczin, dominirte durch­wegs das linke Ufer. Bei Drohiczin erreichte der Fluss eine Breite von 40 Klaftern (76"’) und eine entsprechende Tiefe, war jedoch bei sehr trockener Jahreszeit an mehreren Stellen, inbesondere in der Strecke von Ustilug bis Wladimir-Wolinski an der galizischen Grenze durchfurtbar. Während am linken Ufer und in weiter Ausdehnung von selbem der Sand vorherrschte, war das rechte von Ustilug bis Brest-Litowski von Morästen begrenzt, die bei Ratno und Diwin sich mit den ungeheuren Sümpfen des Pripjet (Pripjatj) verbinden. Das Land rechts des Bug, wo das Auxiliar-Corps während dieses Feldzuges vornehmlich operirte, bestand fast durchaus aus sanften, grösstentheils sandigen Höhen, welche tlieils gut bebaut, tlieils mit Waldungen bedeckt waren. Letztere wurden durch breite Wiesen­gründe getrennt, von denen die meisten morastig und reichlich von Quellen bewässert waren, andere aber von bedeutenderen Wasser­läufen in unzähligen Krümmungen durchzogen wurden. Diese Wasser­läufe waren angesichts des BVindes schwer zu überschreiten, da es sich nicht blos um die Herstellung von Brücken handelte, sondern auch fahrbare Dämme durch die Ufermoräste zu bauen waren. Im Winter froren sie bald zu und veränderten dadurch die militärischen Verhältnisse oft gänzlich. Unter den vielen Eigenthümlichkeiten des Terrains verdienen besonders zwei derselben eine eingehendere Beachtung. Es sind dies:

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