Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Das Kriegsjahr 1683 (Mit eigener Paginirung) - Die Belagerung Wiens

192 Ravelins erreicht. Um so eifriger waren die Belagerten im Bau der angefangenen inneren Abschnitte auf den beiden Bastionen und dem dazwischenliegenden Ravelin; zugleich wurde die Courtine zur besseren Vertheidigung des Grabens crenelirt und mit kleinem Geschütz armirte Flankenbatterien errichtet, um auch nach dem Eindringen der Türken die schrittweise Vertheidigung durchführen zu können. Ein jeder Abschnitt war 8m vom andern entfernt, der rückwärtige immer höher, als der vordere, und bestand aus einem Erdaufwurfe, welcher mit Palissaden besetzt war. Obgleich noch immer heftig an der Ruhr leidend, gab der unermüdliche Starhemberg von seinem Kranken­bette aus die detaillirtesten Anweisungen und Befehle zur Herstellung dieser Verstärkungen. Eine in den Gewölben der Burg- und Löbel-Bastion vorgenommene genaue Untersuchung, sowie Tiefgrabungen gaben die Beruhigung, dass der Feind hier unterirdisch nicht Vorgehen könne, da er auf Wasser stossen musste. Nachts schlichen einige Türken an den Bauholzvorrath vor dem Neuthor, und es gelang ihnen, denselben anzuzünden, aber die daselbst postirte Studenten-Compagnie fiel aus, tödtete einige Türken, vertrieb den Rest und löschte den gefährlichen Brand. Am nächsten Tage (16.) nahm das Kanoniren, Bomben- und Steinwerfen kein Ende, unter dessen Schutze die Türken ihre Arbeiten fortsetzten. Um diese Fortschritte zu hemmen, fielen Nachmittags 5 Uhr etwa 200 Mann unter Führung des Gencral-Feldwachtmeisters Graf Serényi und des Oberst Graf Scherffenberg aus; der Erfolg übertraf alle Erwartung. Der überraschte Feind wurde vom Ravelin und der Löbel-Bastion vertrieben, seine Logements ganz zerstört -— und all’ dies war mit dem Verluste von blos 9 Mann erreicht. In ganz vor­züglicher Weise wirkte hiebei die kaiserliche Artillerie mit, welche alle Geschütze der Mölker-, Löbel- und Burg-Bastion, sowie der Courtinen, circa 40 Stück, auf die Türken concentrirte und dadurch einen grossen Effect erzielte. Serényi und Scherffenbei-g wurden durch Steine leicht verwundet; Hauptmann Heistermann überbrachte seinem Regiments- Inhaber FZM. Graf Stai’hemberg einen prachtvollen Türken-Säbel, den er einem vornehmen Muselmann im Kampfe abgenommen und diesen damit getödtet hatte. Um 7 Uhr Abends kehrten jedoch die Janitscharen auf ihre ver­lassenen Posten zurück, und trachteten die verlorenen Positionen wieder zu gewinnen, mussten aber nach einem halbstündigen hitzigen Gefechte mit Verlust zurückweichen, da die Besatzung den erkämpften Vortheil

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