Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr - J. Nosinich, Oberst im k. k. Kriegs-Archive: Österreichs Politik und Kriege in den Jahren 1763 bis 1790; zugleich Vorgeschichte zu den Kriegen Österreiches gegen die französische Revolution

IV. Der bayerische Erbfolgekrieg 1778—1779. 95 nommen werde. Gegen die Annahme des Herzogs von Zweibrücken als contrahirenden Theil habe man in Wien nichts einzuwenden. Kaiser Josef war mit dieser Beilegung der Streitfrage nicht zu­frieden. Bezüglich des Herzogs von Zweibrücken liess er sich zur Nachgiebigkeit herbei, dagegen wollte er bis zum letzten Momente von einer Garantie Preussens nichts wissen. Eher sollten die Congress- Yerhandlungen abgebrochen werden. Alle Dispositionen habe er ge­troffen, um angesichts dieser Eventualität in die Lausitz oder das Glatz’sche einzufallen. Ihre Majestät die Kaiserin entschied gegen den Antrag des Kaisers, indem sie bemerkte, die ganze Sache sei zu geringfügig, um ihrerwegen den Krieg nochmals zu beginnen; es seien nur Formalitäten, um die es sich handle; wenn man zu keinem Ab­schlüsse gelange, sehe sie noch grosses Unheil im Anzuge. Über die Absichten und Pläne des Königs von Preussen während der Friedensunterhandlungen geben nachstehende Briefauszüge von Anfangs Januar bis Mitte April 1779 Aufschluss. Friedrich II. schreibt nämlich an den Prinzen Heinrich: „Obgleich es nicht möglich sei, alle Prätensionen des Kurfürsten von Sachsen zu befriedigen, weil sie etwas übertrieben seien, so müsse ihm doch einige Genugthuung verschafft werden (4. Januar). — Die Nachrichten von Wien besagen, dass, so sehr auch in bürgerlichen Kreisen ein Krieg mit Russland befürchtet werde, der Hof und das Heer von dieser Besorgniss nicht im mindesten alterirt werden. Letztere seien von der Überzeugung durchdrungen, dass selbst ohne französische Hilfe das auf sich allein angewiesene Österreich bei Fortsetzung des Krieges nicht viel riskire. Die grosse Verstärkung der k. k. Armee in der letzten Zeit verschaffe ihr eine bedeutende Überlegenheit an Zahl über die ihr von Preussen und dessen AUiirten entgegenzustellenden Streitkräfte (16. Januar). — Das am 10. durch den Fürsten Repnin nach Wien übermittelte preus- sische Ultimatum wurde auf Grund der vom Gesandten über die Dispositionen in Petersburg erhaltenen Mittheilungen verfasst. Wie die bis 20. zu gewärtigende Antwort des Wiener Hofes lauten werde, sei schwer vorauszusehen. Die Kaiserin soll aufrichtig den Frieden wünschen und wollen, der Kaiser hingegen absolut für den Krieg sein (11. Februar). — Das Ultimatum soll in Wien angenommen worden sein und der König beabsichtige nun einen Waffenstillstand einzugehen, um die Angelegenheiten des Kurfürsten von Sachsen und des Pfalz­grafen zu ordnen. Die Österreicher geben den grössten Theil Bayerns heraus und behalten nur den District von Burghausen. Geldmangel soll den Kaiser und Kaunitz zum Nachgeben und Friedenschliessen bestimmt haben (21. Februar). — Der König habe seine Einwilligung zu einem Waffenstillstände bis 10. März — dem Versammlungstage des Congresses in Teschen — gegeben. Prinz Heinrich werde sich noch erinnern, dass er, der König, in Berlin ausgesprochen habe, er

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