Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr - J. Nosinich, Oberst im k. k. Kriegs-Archive: Österreichs Politik und Kriege in den Jahren 1763 bis 1790; zugleich Vorgeschichte zu den Kriegen Österreiches gegen die französische Revolution

IV. Der bayerische Erbfolgekrieg 1778—1779. 55 Leitmeritz erhalten. Er liess nun sofort das Gros seines Heeres aus der Gegend von Münchengrätz auf das rechte Iser-Ufer übergehen und über Benatek gegen Prag zur Verstärkung der Truppen an der Elbe rücken. Von Benatek, wo die Hauptmasse der Armee concentrirt wurde, ging am 14. die Avantgarde unter FML. v. Graven nach Weltrus an der Elbe, indess am folgenden Tage das Gros bei Brandeis den Uferwechsel bewii'kte. FML. v. Riese, der bisher bei Kosmanos geblieben war, mar- schirte an dem zuvor erwähnten Tage nach Benatek, FML. Graf Nugent aber, nach seiner Ablösung durch FML. Graf Colloredo der Elbe-Armee, von Turnau nach Kosmanos. Am 16. September vereinigte sich die Armee, von Brandeis auf­brechend, mit der Vorhut bei Weltrus-Welwarn und bezog sodann mit ihrer Hauptmasse bei Straschkow südlich Raudnitz das Lager, zu dessen Besichtigung Kaiser Josef am 23. eintraf. Inzwischen war Prinz Heinrich, welcher angesichts der Armee Loudon’s die Rückzugsbewegung aus Böhmen ohne grosse Verluste nicht bewirken zu können besorgte und daher statt der kürzesten Linie über Gabel und Zittau, die ihm von Friedrich II. bezeichnete längere über Leitmeritz und Teplitz eingeschlagen hatte, aus dem Lager von Tschischkowitz südlich Lobositz aufgebrochen. Nach einigen Demonstrationen über die Eger gegen Prag, Ausfouragirung des Geländes zwischen der Elbe und Eger und Zurückschaffen des die rasche Rückzugsbewegung hemmenden Armee-Trains rückte das ver­bündete Heer am 23. ab und gelangte, das Erzgebirge überschreitend, über Wellemin, Teplitz, Nollendorf und Zehista am 28. September nach Gross-Cotta in Sachsen. Dieser Rückmarsch wurde durch den Brückenschlag über die Eger bei Doxan, das Vorschieben von Detache­ments einerseits gegen Budin und Welwarn, anderseits über Bilin und Luschitz gegen Laun, während die Sachsen über Zittau abzogen, vortrefflich gedeckt, die Absicht der Täuschung erreicht. Dessenungeachtet war der Abzug der Armee aus Böhmen in hohem Grade beschwerlich und aufreibend; Wagentrümmer, Munition, Gewehre, todte Pferde lagen in Masse auf den durch das Wetter grundlos gewordenen Strassen und Wegen. Auf dem Marsche nach Aussig konnten die schwere Artillerie und der Train in den Engen von Mertensdorf und Wernstadt nicht von der Stelle gebracht werden, obgleich man auf viele Kilometer in der Runde alle Pferde und Ein­wohner des Landes zur Aushilfe aufgeboten hatte. Ein Theil der schweren Reiterei musste absitzen und die Pferde zur Fortbringung des Wagen­parks verwenden. Leider hatte Feldmarschall v. Loudon, der über die Absichten des feindlichen Heerführers getäuscht, auf dem Umwege von München­grätz über Jung- und Altbunzlau der Rückzugsbewegung der ver-

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