Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Das Kriegsjahr 1683 (Mit eigener Paginirung) - Ereignisse nach der Entsatzschlacht bis zum Schlusse des Feldzuges

311 Die vereinigte polnisch-litthauische Armee nahm nun den Weg über Gömör (21. November), Torna (26.) und Moldau (27.) und erschien am 28. vor der durch eine dreifache bastionirte Mauer geschützten Stadt Kaschau, welche 3000 wohlbewaffnete Vertheidiger, Anhänger Tököly’s, aufwies, und mit Proviant und Munition hinlänglich versehen war, um auch einer längeren Belagerung zu widerstehen. Sobieski Hess die Stadt zur Übergabe auffordern, allein der Parla­mentär wurde beschimpft; die Kascliauer eröffneten sogar ein heftiges Feuer gegen einzelne Polen, die sich zu nahe an die Werke wagten, und versuchten einen Ausfall. FML. Dünewald hoffte, dass der König in seinem Rachegefühl gegen den treulosen Tököly, welcher momentan krank in Munkács darniederlag, nun die Stadt werde belagern lassen. Allein der König war durchaus nicht für diese Unternehmung zu gewinnen. Die Jahreszeit sei zu schlecht, der Boden bereits gefroren und die erschöpfte Infanterie schlechterdings zu einer Belagerung nicht mehr fähig. Sobieski umging Kaschau und wandte sich über Somos (1. December) gegen Eperies, vor welcher Festung er am 4. erschien. Eperies war damals von einer einfachen, durch Graben verstärkten Mauer umgeben; das nahe gelegene Schloss Sáros *) beherrschte die Stadt. Sobieski schätzte die Bevölkerung, welche sich von allen Seiten in die Festung geflüchtet hatte, auf 13.000 Menschen. Der König hatte durchaus nicht die Absicht, Eperies anzugreifen; dagegen gelang es, das nordwestlich dieser Stadt an der Tarcza gelegene Zeben den Rebellen zu entreissen. Der Starost von Luck hatte nämlich am 5. December ein aus Cavallerie und einiger Infanterie bestehendes feindliches Detachement, das aus letzterem Orte ausgefallen, empfindlich geschlagen und es bis Zeben verfolgt. Er begann sofort die Berennung des Ortes, der von einigen hundert Fussgängern und Reitern Tököly’s, welche aus dem nahen Leutschau heriibergekommen waren, und von den Bürgern verthei- digt wurde. Am 8. December eilte Sobieski, welcher auch Eperies umgangen hatte, herbei, und Hess von der litthauischen Artillerie, welche mit einiger Infanterie aus Polen über Lubló (Lubowla) eben angekommen war, circa 50 Schüsse gegen Zeben abgeben *). Am 9. December capitulirte die Stadt, die Rebellen schwuren wieder dem Kaiser Treue; * 2 ') Wurde von den Polen später niedergebrannt. K. k. Kriegs-Archiv. Tage­buch des Prinzen Jacob. 2) Salvandy, S. 170.

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