Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)
Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr - J. Nosinich, Oberst im k. k. Kriegs-Archive: Österreichs Politik und Kriege in den Jahren 1763 bis 1790; zugleich Vorgeschichte zu den Kriegen Österreiches gegen die französische Revolution
IV. Der bayerische Eibfolgekrieg 1778—1779. 53 Prinz Heinrich zögerte nicht lange, seinen dem Könige wiederholt bekannt gegebenen Entschluss, die Armee aus Böhmen nach Sachsen zurückzuführen, zu verwirklichen. Angesichts der Schwierigkeit, sowohl wegen Mangels an Lebensmitteln als in Anbetracht der schlechten, die Verbindung mit der Operationsbasis der Armee in Sachsen in hohem Grade erschwerenden Gebirgswege, die Winterquartiere in Böhmen zu beziehen, traf er rechtzeitig seine Vorbereitungen zum Abmarsch. Um das Heer vor Rückschlägen der mit jedem Tage sich verstärkenden Streitkräfte Loudon’s zu sichern, Hess der Prinz die detachirten Abtheilungen zu der Hauptmasse desselben stossen und das Land durch Requisitionen erschöpfen. Gleich nachdem die Corps der Generale v. Podgursky und v. Möllendorf von Melnik in ihre alten Stellungen bei Leitmeritz und Neuschloss zurückgegangen waren, begann die allgemeine Rückzugsbewegung mit der Abschiebung des schweren Armee-Trains, der Feldbäckerei, der Artillerie, der Reserve - Munition, der durch die rothe Ruhr bis auf 6000 Mann angewachsenen Kranken etc. über Zittau nach Sachsen. Alle nicht fortzubringenden Getreidevorräthe wurden dem Landmann gegen Bezahlung überlassen, Brücken über die Elbe geschlagen und die zu diesem Flusse führenden Communicationen durch requirirte Bauern ausgebessert. Uber diese einleitenden Anordnungen verbreiteten sich sofort im ganzen Lande die verschiedenartigsten Gerüchte; als positiv wurde jedoch behauptet, dass die n. Armee des Prinzen Heinrich im Abzüge nach Sachsen begriffen sei. Um sich Gewissheit darüber zu verschaffen, unternahm Feldmarschall v. Loudon in Person am 4. September eine grosse Erkennung über Weisswasser gegen Hirschberg, und ertheilte nach derselben den Truppen-Commandanten die nöthigen Directiven und Verhaltungsbefehle. G. d. C. Fürst Liechtenstein war nach dem Abzüge des Feindes aus der Gegend von Melnik, am 1. September mit 4 Bataillonen und 6 Escadronen von Benatek hinter die Iser nach Kosmanos zurückgekehrt, indess 9 Bataillone und 11 Escadronen unter FML. Graf Kiusky zwischen Melnik, Benatek und Brandeis stehen blieben. Am 5. September griff ein Grenz-Bataillon das den Patrullen des Feindes zur Zufluchtstätte dienende Kloster Bösig-Berg, ein anderes Bataillon den Posten von Hühnerwasser vergeblich an. Am 8. September aber erhielt das auf 11 Bataillone, 24 Escadronen verstärkte Corps FML. Graf Kinsky den Befehl, mit dem inzwischen von Tursko über Schlan, Kaunowa, Liebeschitz und Fünfhunden gegen Kaaden vorgerückten Detachement Generalmajor v. Sauer der nunmehr ausgesprochenen Rückzugsbewegung des Gegners über Melnik und Lobositz zu folgen. Tags darauf setzte der Feldmarschall die Recognoscirung \