Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Das Kriegsjahr 1683 (Mit eigener Paginirung) - Der Entsatz von Wien

261 erst inii folgenden Tage, nachdem er Gott für den erfochtenen Sieg gedankt, mit dem Herzoge besprechen werde.­Carl von Lothringen fertigte noch am Abende des 12. September den General-Adjutanten Grafen Auersperg nach Dürrenstein ah, die Nachricht von dem erfochtenen Siege Sr. Majestät zu überbringen. Gegen 7 Uhr Abends war die Schlacht nach dreizehnstündiger Dauer zu Ende. Der Sieg war ein vollständiger. Die Verluste des christlichen Heeres lassen sich actenmässig nicht feststellen; sie werden sehr verschieden angegeben, zwischen 500 und 4000 Mann — bei der langen Dauer des hartnäckigen Kampfes auf dem linken Flügel und des längeren unentschiedenen und verlust­vollen Gefechtes der Polen ergibt sich, dass die Ziffer der thatsäcli- lichen Verluste so ziemlich das Mittel zwischen diesen beiden so sehr verschiedenen Angaben halten wird, trotzdem eigentlich nur die Flügel des Heeres ernstlich kämpften. Von höheren Offieieren blieben der Oberst Moriz Prinz Croy, der schon bei Beginn der Schlacht bei der Batterie am Kahlenberge erschossen wurde, der Oberst Pohland, braun- schweig-lüneburgischer Oberst der Leibgarde, der Starost von Halicz, Stanislaus Potocki, der Castellan Urbanski und der Kronschatzmeister Medrzewski. Auch der Verlust der Türken wird sehr verschieden, zwischen 10.000 bis 20.000 Mann angegeben. Das befreite Wien. Wien war gerettet! An den Mauern der alten, ehrwürdigen Kaiserstadt, dem Horte der Christenheit, war zum zweiten Male und für immer die Fluth osmanischer Barbarei abgeprallt. Unsterblich sind die Verdienste des FZM. Grafen Starhemberg, seiner tapferen Krieger und der entschlossenen Bürgerschaft Wiens. Vom 14. Juli bis 12. September, durch volle 61 Tage, hatte die ewig denkwürdige Belagerung gewährt, während welcher die heroischen Vertheidiger sich unverwelkliclie Lorbeeren errungen. Ungefähr 100.000 feindliche Bomben und Geschützkugeln waren gegen die Stadt geschleudert worden und 41 Minen hatten die ange­griffenen Werke fast in Schutt verwandelt; dabei wurden etwa fünfzig grössere Stürme des fanatischen Gegners abgeschlagen und dreissig Ausfälle unternommen. Gross waren aber auch die Verluste der tapferen Vertheidiger Wiens. Von der regulären Besatzung, welche zu Beginn 11.200 Mann

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