Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)
Das Kriegsjahr 1683 (Mit eigener Paginirung) - Der Entsatz von Wien
256 Heere üblich war, wohl nicht blos die Huszaren-Choragwia (Abtheilung von circa 200 Mann) des Prinzen Alexander unter Lieutenant Zwier- chowski, wie verschiedene polnische Quellen sagen, sondern mehrere solcher Choragwien vorgesendet, das Debouchiren und den Aufmarsch zu decken. Jedenfalls erhielten die Huszaren-Choragwien des Felix Potocki denselben Auftrag vom Unter-Feldherrn Sieniawski und schloss sich diesen Abtheilungen der Starost von Halicz, Stanislaus Potocki, mit seinen „Gepanzerten“ freiwillig an. Diese Abtheilungen griffen mit eingelegter Lanze auf das Tapferste an und warfen auch einige türkische Abtheilungen über den Haufen. Als sie aber, mit diesem Erfolge nicht zufrieden, weiter jagten, wurden sie von der türkischen Reiterei in der Front und vom rechten türkischen Flügel her auch in der Flanke angegriffen und ihrerseits geworfen. Auch ein zweiter Angriff, den der Kronstallmeister Miaczynski mit 2000 Reitern ausführte, lief unglücklich ab. Die Türken verfolgten mit allem Nachdrucke, bis endlich die, wie erwähnt, auf dem Galizin- berg sehr günstig postirten vier Bataillone, sie von weiterer Verfolgung abhielten. Die heldenmüthige Ausdauer dieser Bataillone machte es Sobieski möglich, das Gros seiner Reiterei, deren Spitze eben erst bei Dornbach eingetroffen war, vor dem Defilé zum Angriff zu formiren. Nach polnischen Quellen1) hat König Johann circa 7000 Reiter in zwei Treffen geordnet; in erster Linie mit grossen Intervallen die Huszaren-Choragwien, in zweiter Linie auf die Intervallen der ersten gedeckt, die leichten geharnischten Choragwien der Gepanzerten. Die kaiserliche und bayerische Cavalleric unter FML. Graf Rabatta und Markgraf von Bayreuth formirten links rückwärts, circa 6000 Mann polnischer Dragoner unter dem Comte de Maligny, rechts rückwärts der polnischen Huszárén und Panzerreiter Defensivflanken. Nach dem D. Suttinger’schen Schlachtplane stand die christliche Reiterei Front gegen Währing, mit dem rechten Flügel bei Dornbach, mit dem linken in der Gegend von Gersthof und rückte die türkische Cavallerie ihr auf beiden Ufern des Aisbaches von Hernals her entgegen. Der König, von seinem Sohne begleitet, setzte sich selbst an die Spitze der Reiterei, die sich noch lange mühsam durch Weingärten hindurcharbeiten musste, ehe sie endlich offenes Terrain erreichte. Die bisher siegreiche türkische Cavallerie nahm aber die Attaké der •) •) Die Entsatzschlaclit vor Wien, von Anton Dolleczek, k. k. Oberlieuteuant, „Organ der militär-wissenschaftlichen Vereine“, Band XXVI. Eine auf genaues Studium der Quellen, namentlich polnischer Provenienz gegründete Darstellung.