Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Das Kriegsjahr 1683 (Mit eigener Paginirung) - Die Belagerung Wiens

216 bedrohten Punkte bringen; die nicht Waffenfähigen mussten im Zeug­hause an Pechkränzen etc. arbeiten. Eine feindliche Bombe fiel mitten unter die Granaten der Burg- Bastion und verursachte eine Explosion, wobei drei Mann getödtet und sieben verletzt wurden. Am 30. August warf der Feind eifrig Bomben und Steine in die Stadt, der Tag verlief jedoch ziemlich ruhig. In der Nacht stürmte er aber nach Entladung zweier Minen wieder das Ravelin, und dank der Tapferkeit der Besatzung, ganz ohne Erfolg. Bei dieser Gelegenheit wurden die neuen Kielmannsegg’schen Handgranaten zum ersten Male und mit viel Glück angewendet. Hingegen bemerkte man, dass die Türken bereits den Fuss der Courtine erreicht hatten, wo sie von beiden Bastionen nicht mehr belästigt werden konnten, weshalb Oberst Graf de Souches aus den Caponniéren einen Ausfall unternahm, und da der Feind ohne "Wider­stand wich, seine neuen Communicationen verschüttete. Der Gegner befand sich nunmehr im Besitze des ganzen Grabens von der Burg- bis zur Löbel-Bastion, doch verleideten ihm die Belagerten durch Kartätschenfeuer und Hinabwerfen brennender Balken sehr den Aufenthalt in demselben. Auch der nächste Tag (31.) verlief ziemlich belanglos; es hatte den Anschein, als bereiteten sich die Türken nun für die nächsten Tage zu einem Hauptsturme vor. Der Feind sprengte allerdings gegen Mittag eine Mine an der rechten Seite des Ravelin, und Nachmittags eine in der Contrescarpe vor der rechten Face der Burg-Bastion, allein ohne einen Sturm zu versuchen; dagegen erweiterte er die Zugänge in den Graben. Mittags unternahm der muthige Burghauptmann Frankh einen glücklichen Ausfall; desgleichen drangen die Kaiserlichen Nachts 3 Uhr in den Graben zu beiden Seiten des Ravelin und fügten den Türken grossen Schaden zu. Abends 8 Uhr kehrte der gewandte Michaelovitz, welcher schon am 28. August sein Signalfeuer am Bisamberge den erfreuten Wienern sehen lies, auf einem türkischen Pferde, dessen Herrn er auf seiner gefährlichen Wanderung durch das feindliche Lager den Kopf abge­hauen, in die Stadt zurück, und überbrachte Trostbriefe des Herzogs von Lothringen. Kara Mustapha trieb die Janitscharen zu immer grösserem Eifer an; es war unzweifelhaft, dass er bereits Nachrichten vom Anzuge der Entsatz-Armee besass, und daher Wien noch schnell bezwingen

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