Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Das Kriegsjahr 1683 (Mit eigener Paginirung) - Die Belagerung Wiens

208 lang wurde in grösster Erbitterung unter dem Scheine von in Harz getauchtem brennenden Holze gekämpft, und nachdem ein bedeutender Theil der türkischen Arbeiten verschüttet und zerstört war, der Rück­zug bewirkt. Die vielen missglückten Stürme hatten die Janitseharen immer mehr entmuthigt, nur mit grossen Schwierigkeiten waren sie noch in die Laufgräben zu bringen, und schon begannen sie sich direct zu weigern, weil sie nach osmanischem Kriegsgebrauche nicht länger als vierzig Tage vor einer Festung zu dienen hätten, und jede weitere Anstrengung unnütz wäre. Die Egyptier unter dem Statthalter von Haleb verhessen sogar gänzlich die Tranchéen. Kara Mustapha hatte überhaupt, trotz der Unterstützung durch den fanatischen und beliebten Feldprediger (Imam) Scheich Wani, grosse Mühe, eine drohende Revolte zu verhüten, und suchte den gesunkenen Muth seiner unwilligen Truppen durch allerlei Vorspiegelungen zu heben. Bald hiess es im türkischen Lager, Kaiser Leopold sei gestorben, das Entsatzheer sei geschlagen oder auseinander gegangen, bald, es herrsche in der Stadt Hungersnoth und die Pest und die aufständische Besatzung werde Starhemberg zur Übergabe der Festung zwingen. Wiederholt stellte der Grossvezier den Janitseharen die Plünderung der reichen Stadt in Aussicht und verhiess unermessliche Schätze. Auf diese Weise gelang es Kara Mustapha, die Ungefügigkeit seines durch grosse Verluste bereits demoralisirten Heeres auf einige Zeit zu meistern, durch ver­doppelte Thätigkeit in den Laufgräben und Minengängen den nahen Fall der Festung in fast sichere Aussicht zu stellen und dadurch das geschwundene Vertrauen seiner Truppen zu beleben. Der eifrige Kuniz unterliess nicht, diese Vorgänge im türkischen Lager zur Kenntniss des Stadtcommandanten zu bringen. In der That begannen die Türken am 25. August bereits die Löbel-Bastion zu unterminiren, während der Donner der Geschütze ununterbrochen die Luft erschütterte. FZM. Starhemberg, der die Fortschritte der Türken nur durch Ausfälle einigermassen zu hemmen vermochte, befahl um 4 Uhr Nachmittags einen Ausfall in den Graben vor der Löbel-Bastion, welcher von den Hauptleuten Travers und Heunemann vom Regimentc de Souches und Simon vom Regimente Beck mit 200 Tapfern mit grosser Entschlossenheit bewirkt wurde. Mehrere Laufgräben waren schon genommen, als die von allen Seiten herbeieilenden Türken das kleine Häuflein fast erdrückt hätten, wenn nicht Oberst Herzog von Württemberg beim Anblick der drohenden Gefahr freiwillig mit

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