Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr - J. Nosinich, Oberst im k. k. Kriegs-Archive: Österreichs Politik und Kriege in den Jahren 1763 bis 1790; zugleich Vorgeschichte zu den Kriegen Österreiches gegen die französische Revolution

den geheimen Kunstgriffen jener, die es versuchen sollten, ihrem Vor­haben entgegen zu wirken, einen genügenden Widerstand leisten. Nichts hindere sie, mehr als ein Mittel in Anwendung zu bringen, und die der Conföderation noch nicht beigetretenen Reichsfürsten davon abzu­ziehen. — Sie habe ihren Gesandten in London angewiesen, die Er­klärung abzugehen, dass das englische Ministerium sein Interesse schlecht wahren würde, wenn es in dieser Angelegenheit gemeinsame Sache mit dem Churfürsten von Hannover machte.“ Am 19. November 1785 benachrichtigte Kaiser Josef die russische Kaiserin von der Unterzeichnung des definitiven Friedens-Tractates mit Holland in Fontainebleau und sprach sich bei dieser Gelegenheit über den Fürstenbund folgendermassen aus: „Der im Grunde auf falschen Voraussetzungen beruhende Bund, liefere den Beweis für die traurige Wahrheit, dass die Menschheit zum grossen Theile mehr durch Impulse, als durch Vernunftgründe geleitet werde. Je mehr der Schwäche und den Leidenschaften geschmeichelt würde, desto sicherer sei es, so absurd auch die Mittel und so verderblich auch die Folgen davon sein mögen, dass man Betrogene (dupes) finden werde. Die Kunst, Nutzen von den Menschen zu ziehen, habe stets den Fundamental-Grundsatz der preussischen Politik gebildet. Obgleich sie bei den mächtigen und aufgeklärten Höfen allen Glauben und Credit verloren, habe sie doch dem Könige von Preussen den Einfluss und eine Art von Despotismus bei solchen kleinen Fürsten bewahrt, die in sich selbst nicht genug Festigkeit besitzen und daher einer Partei anhängen müssen.“ Am 19. Januar 1786 schreibt Kaiser Josef der Kaiserin: „Er könnte in diesem Augenblicke Ihro Majestät mit keinen politischen Neuigkeiten unterhalten. Der unversiegbare Hass und das Misstrauen des Königs von Preussen verursache immer noch einige neue Auf­tritte. Könnte er die Hölle gegen ihn — den Kaiser — und auch gegen jene anrufen, die Interesse und Freundschaft mit ihm verbinden, er würde es gewiss thun, ohne hinter sich zu blicken und die Folgen zu erwägen, welche daraus entstehen könnten. Die sogenannte Con­föderation im Reiche sei vom Könige nur durch bekannte Mittel mit dem grössten Eifer erpresst worden; er wolle selbe sogar bis Con- stantinopel ausdehnen. Nach sehr verlässlichen Nachrichten wollte der König eine intime Verbindung mit den Türken eingehen und diese zu Schritten verleiten, welche den Krieg mit Russland oder Österreich herbeigeführt haben würden. Zum Glücke wäre bisher der Divan besser berathen, als der Churfürst von Mainz und habe eingesehen, dass es ihm nicht anstehe, der dupe der Launen und der alleinigen Convenienz des Königs von Preussen zu sein.“ Am 15. Juni 1786 theilte der Kaiser der Kaiserin mit, dass die vielen von Seite des Berliner und Dresdener Centralpunktes, dann des Königs von Sardinien über ihn und seine Projecte ausgestreuten Ver-

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