Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr - J. Nosinich, Oberst im k. k. Kriegs-Archive: Österreichs Politik und Kriege in den Jahren 1763 bis 1790; zugleich Vorgeschichte zu den Kriegen Österreiches gegen die französische Revolution

142 Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr etc. Ziele mitzuwirken gedenke. Die Antwort des Kaisers werde darüber entscheiden, da nach den Dispositionen über die Verwendung der öster­reichischen Streitkräfte der Operationsplan entworfen werden würde. Die Heere Russlands werden, den eingegangenen Verpflichtungen gemäss, mit jenen Österreichs stets in völligem Einklänge handeln. „In Betreff der gegenseitigen Gebiets-Integrität habe es den An­schein, als ob in dem Defensiv-Vertrage ausreichend vorgesorgt wäre, die gänzliche Erhaltung und Sicherheit der beiden Monarchien anderen europäischen Mächten gegenüber zu gewährleisten, ebensogut als die Unparteilichkeit und Neutralität aufrecht zu erhalten, die sie während des ganzen gegenwärtigen Seekrieges bewahrt haben. Da aber die vereinigten Bemühungen der beiden Kaiserhöfe doch einigen Nach­barn Misstrauen einflössen könnten, wäre es zweckmässig, in ein vor­gängiges Examen über den Zustand dieser Mächte einzugehen, um besser die von letzteren zur Verhinderung ihrer Fortschritte zu machenden Anstrengungen beurtheilen und die Mittel beschaffen zu können, sich dagegen zu wehren. „Zuerst sei nicht zu vermuthen, dass die Eifersucht Polens in seinem jetzigen Zustande den Fortschritten ihrer Operationen Ein­halt gebieten oder denselben Hindernisse bereiten könnte. Im Gegen- theile könnte die Republik den alliirten Mächten bei Approvisionirung der Armeen nützliche Dienste leisten und es wäre nicht ganz unmög­lich, sie den Kampfplatz betreten zu sehen, wenn man ihr Vertrauen erhalte und den von den beiden Kaiserhöfen bereits erworbenen Ein­fluss erweitere. Nichts könnte hiezu wirksamer beitragen, als das Da­zwischentreten Russlands und Österreichs zu Gunsten der von Preussen beeinträchtigten Rechte Polens in Bezug auf den Handel. „Dänemark, durch eigene Interessen an Russland gebunden, bleibe ohne Widerspruch ein Bundesgenosse, auf den man zählen könne. Weit entfernt, von Seite dieses Staates irgendwelche Hemmnisse zir erwarten, stehe im Gegentheile fest, dass Dänemark durch einige Schonung und Behutsamkeit zur Festhaltung Schwedens im Zustande der Passivität beitragen und dass durch diesen Hüter der Durchfahrt durch den Sund die Ruhe auf dem Baltischen Meere erhalten werden könnte. Dänemark könne selbst in dem Falle nützlich werden, wenn einige Seemächte, die Alliirten anderwärts beschäftigt sehend, mit einigen ihrer Nachbarstaaten sich verbinden möchten, um Unternehmungen gegen selbe auszuführen, was indessen nicht zu vermuthen sei. „Schweden könnte sie nur dann beunruhigen, wenn es nicht allein durch die Kräfte einer starken Nachbar- oder anderen Macht, sondern auch durch bedeutende Subsidien der Höfe unterstützt werden würde. „Der Nachbar, welcher den beiden Kaiserhöfen im Falle einer Verwicklung mit dem Feinde der Christenheit die meiste Beschäf­tigung geben könnte, sei ohne Widerrede der König von Preussen.

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