Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Die Kaiserkrönung Nikolaus I. von Russland 1826. (Aus den hinterlassenen Papieren des FML. Eugen Graf Haugwitz)

V Beilage B. Kurz zusammengezogener Defensions • Plan für das Königreich Böhmen'). Da dieses Königreich von allen Seiten auf eine gewisse Art offen ist, an das Bayreuth'sehe, an Sachsen, die Lausitz und Schlesien anstosst, die Elbe ausgenommen von sehr unbedeutenden Flüssen durchstrichen ist, ohne Festung, da Eger fiir nichts und Königgrätz für sehr wenig zu rechnen ist, die androhende Gefahr auch allerseits, nämlich aus Schlesien durch einen grösseren Theil der preussischen Macht, und durch einen anderen Theil aus Sachsen und der Lausitz, da die Sachsen nach allen Handlungen vollkommen mit Preussen einverstanden scheinen, zu befürchten ist, muss man einen solchen concentrirten Plan festsetzen, welcher die dringlichste Gefahr abwende, unseren Armeen, besonders, da sie noch nicht vollkommen ver­sammelt sind, die Gelegenheit verschaffe, sich gegenseitig die Hände zu bieten, zugleich aber auch den Feind von einander trennen. Die Umstände scheinen für jetzt, wann der Krieg ausbrechen sollte, nach der Lage und Versammlung der feindlichen Heere, grösstentheils Böhmen zu betreffen. Der König ist zu Warta mit dem grössten Theil seiner Macht, er hat dahin seine Berliner und Potsdamer Garnisonen, dann alle Truppen aus Preussen marschiren lassen, welche nebst dem schlesischen Corps eine sehr starke Armee ausmachen. Die Brandenburgischen und Pommer’schen Truppen haben sich nach Berlin, Magdeburg, Halle und in die Umgebung dieser Städte gezogen, die Sachsen sind bei Pirna und Dresden versammelt und haben Magazine bei Pirna und Torgau angelegt. Die Truppen aus Westphalen sind marschirt und wie man sagt, aber noch für gewiss nicht angeben kann, sollen sich selbe in Nauenburg ver­sammeln. Alles dies lässt vermuthen, dass des Königs in Preussen Gesinnung sein würde, an vielerlei Orten uns zu beunruhigen, Schaden zu verursachen und uns zur Vermeidung desselben in mehrere Theile zu trennen, um endlich mit einer starken Überlegenheit in Böhmen ernsthafte Streiche zu führen. Unmöglich ist es, die Strecke von Kehlheim bis Chotzim vor Streifereien und Plünderungen zu decken ; das Hauptaugenmerk muss allezeit dahin gerichtet sein, wo die Person des Königs und dessen Hauptstärke ist. Wir haben also nach reifer Überlegung folgende Anstalten getroffen: Die Armee wird sich in Cantonnirungs-Quartieren über die Elbe hinüber­setzen und da dieser Fluss einen Bug in Böhmen, von Hohenelbe angefangen über Arnau, Königgrätz, Pardubitz, Kolin, Nimburg, Brandeis, Melnik, Leitmeritz, Aussig und so weiter in Sachsen macht, so besteht in diesem Theil hauptsächlich die beantragte Defensive. Die Armee wird für jetzt von Jungbunzlau bis Jicin gegen Jároméi verlegt, ein Corps ist schon bei Járomé? an der Elbe von Arnau bis König­grätz postirt, welches seine Vorposten zu Trautenau und Neustadt hat; ein ') K. k. Kriegs-Archiv. Cabinets-Acten 1778; Fase. 4, ad 6. b

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