Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)
Die Kaiserkrönung Nikolaus I. von Russland 1826. (Aus den hinterlassenen Papieren des FML. Eugen Graf Haugwitz)
Die Kaiserkrönung Nikolaus I. von Russland, 1826. 125 fuhrsmittel, vereiniget als Brücke dienen. In 6 Minuten waren die Wagen abgeladen und die Glieder fertig mit Ruder, Stangen oder Steuerruder versehen. Auf einer jeden solchen Plätte können nebst den 7 Mann der Bedienung, eine Kanone oder 35 Mann übersetzt werden. Auf den Pferden sind das Gewehr, Krampen, Schaufeln, Hacken angebracht, die Säbel hängen am Mantelsack, was sehr zweckmässig und bequem ist. Sie reiten ebenso schnell wie die beste reitende Artillerie und die Brücken, per Wagen mit 6 Pferden bespannt, folgen ebenso schnell in den Intervallen eines jeden Zuges. Die Sache ist sehr zweckmässig, aber auch sehr kostspielig der grossen Zahl Pferde wegen. Im Monturs-Depot befinden sich Vorrätlie auf 80.000 Mann ; prächtiges Material. Ausser Csakos und Pferde-Rüstungen wird nichts confectionirt, alles in Material an die Regimenter verabfolgt. 5. October. Abreise aller Botschafter und fremder Gesandten. Im Sommergarten die Kaiserin begegnet, die sich recht lange und äusserst herablassend und privat mit mir unterhielt; sie war ganz allein mit ihrem Bruder. 7. October. Bei der Parade vom Kaiser mich beurlaubt. Abreise über Petersburg nach Wien. 8. Reise-Anstalten und Abschiedsvisiten ; Prinz Hessen-Homburg blieb zurück, um mit der Kaiserin zu reisen. Wir Anderen verhessen Moskau um 7 Uhr Abends. Die Strecke von Moskau über Twer bis Torschak, 225 Werst, in 22 Stunden hinterlegt. Durch Oberstlieutenant Reitzenstein von Kaiser Franz-Grenadiere Notizen über die Colonien eingeholt, sofort beschlossen, die eine zu besuchen. 12. October. Auf dem Wege von Nowgorod bis Podberezje sind rechts von der Strasse drei solcher Compagnien, wovon jede 65 Häuser zählt. Von Podberezje nach Muravief (am Wolchow, Wolkoff), dem Stabsorte der Colonie König Preussen-Grenadiere, gefahren. Ein Haus wie das andere, Alles in gerader Linie auf dem Rideau längs des Flusses. Eine solche Compagnie besteht eigentlich aus vier Compagnien, nämlich zwei Kriegs-, einer Reserve- und einer Haus- oder Colonie-Compagnie. In jedem Hause sind vier Wirthe, deren jeder zwei Soldaten beherbergt. Dieses bildet bei 60 Häusern ') 240 Wirthe und 480 Soldaten. Die ersteren gehören halb zur Reserve-, halb zur Hauscompagnie, die letzteren bilden zwei Compagnien. Für die Unter- officiere sind besondere, in der Mitte der Compagnie gelegene f) Jedes Haus hat in der Mitte den Durchgang, dann rechts und links einen Gang und zwei Zimmer. Der Gang dient zum Speisen, die Zimmer für die Haus- wirthe, welche mit ihren Weibern, Kindern allein sind. Ober der Mitte des Hauses ist ein Gemach, wo die acht Soldaten wohnen. Rückwärts ein Hof mit Stallungen etc.