Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr - J. Nosinich, Oberst im k. k. Kriegs-Archive: Österreichs Politik und Kriege in den Jahren 1763 bis 1790; zugleich Vorgeschichte zu den Kriegen Österreiches gegen die französische Revolution

104 Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr etc. Jahren 1756 bis 1757“ und „Abhandlung über die allgemeinen Grund­sätze der Kriegskunst“, erschienen 1766 und 1783, zuerst auf die Wichtigkeit der Elbestellung behufs der Vertheidigung Böhmens im Falle einer Invasion aus Sachsen und der Grafschaft Glatz aufmerk­sam gemacht und dabei bemerkt hatte: „Prinz Heinrich habe im Feldzuge 1778 an dem linken Flügel des Feldmarschalls v. Loudon bei Leitmeritz nur deshalb über die Elbe gehen und durch die Pässe nach Sachsen den Rückzug glücklich bewirken können, weil Niemand zum Vorschein kam, ihn zu beunruhigen. Warum aber ein General wie Loudon an der Spitze einer zahlreichen Armee den Prinzen beim Übergang über die Elbe nicht völlig abschnitt, bleibt ein unerklär­liches Geheimniss, vornehmlich, da Fürst Liechtenstein mit einem Corps bei Melnik stand, welcher den Übergang von vorne hätte verwehren können, indess Feldmarschall v. Loudon mit der ganzen Armee den Feind im Rücken angegriffen hätte.“ Aber nicht allein der österreichische, sondern auch der preussi- sche Operationsplan scheint von den Schriften des Generals v. Lloyd beeinflusst worden zu sein, denn der Lieblingsentwurf dieses Strategen und Geschichtschreibers lautet: „Die Österreicher bis an und wo­möglich über die Donau zu treiben und hernach Olmiitz zu belagern“. In Folge des Feldzugsplanes, der Stellung der eigenen und der Anmarschrichtung der feindlichen Streitkräfte wurden in den öster­reichischen Hauptquartieren einige Male vorzügliche Entschlüsse ge­fasst. Der stets offensive Feldmarschall v. Loudon schlug gleich beim Einbrüche des Königs in Böhmen vor, dessen Armee mit vereinter, überlegener Macht anzugreifen. Der Kaiser hingegen war Willens, in der Stunde der Krisis an der Iser mit einem grossen Theile seines Heeres Loudon zu verstärken und sodann die durch die Elbe getrennten Corps (Platen) der II. preussischen Armee anzugreifen; auch bei Arnau- Hohenelbe wollte der Kaiser eine Schlacht liefern. Nur zu oft gaben die kriegerischen Unternehmungen der feind­lichen Heere den Österreichern die Gelegenheit, das Glück der Waffen zu versuchen und es selbst auf eine Entscheidung ankommen zu lassen, so bei dem Eintreffen des Königs im Lager bei Wolsdorf, während Prinz Heinrich noch bei Dresden sich befand, beim Flankenmarsche des Königs von Wolsdorf über Burgersdorf gegen Hohenelbe, bei dessen Rückzugsbewegung über Trautenau, Schatzlar und Braunau, während des Durchzuges der Engen des Lausitzer- und Erzgebirges im Vor- und Rückmärsche etc. Angesichts der im Kriege von beiden Seiten in Verwendung gebrachten Streitmassen von fast einer halben Million Soldaten, die von berühmten, unter Waffen ergrauten Feldherrn befehligt waren, sucht man nun für die Art und Weise einer solchen Kriegführung nach einer Erklärung. Zwei Kriegsfürsten, wovon der Eine besorgt war,

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