Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1882)

Die erste Belagerung Wien's durch die Türken im Jahre 1529

Die erste Belagerung Wien’s durch die Türken im Jahre 1529. 337 Ein Schreiben König Ferdinand’s forderte die Besatzung auf, sich tapfer zu halten, da der Entsatz in höchstens acht Tagen eintreffe. Alle Geschütze um die ganze Stadt donnerten, um der Freude der Belagerten darüber Ausdruck zu geben. Es bedurfte wirklich nunmehr eines noch gehobeneren Muthes des ohnehin beherzten Kriegsvolkes, denn es sollte eine fürchterliche Woche für sie anbrechen. Am 9. October, 3 Uhr Nachmittags, flogen rechts und links vom Kärntnerthore zwei Minen auf; jene rechts gegen das Burgthor erzeugte einen 10™ breiten Wallbruch, die andere eine Bresche von 16™ Länge. Einige Spanier und Deutsche flogen mit in die Luft. Alsbald schritten die Janitscharen unter einem ohrenzerreissenden Geschrei zum Sturme auf beide Breschen, den aber die unerschrockene Besatzung unter Führung des Grafen Salm und des Johann Katzianer (vier Fähnlein Österreicher und Kärntner) tapfer und blutig zurück­schlug. Während des Sturmes sprangen noch einige Minen unter dem Kärntnerthurme, ohne jedoch besonderen Schaden anzurichten, da man beim Entgegengraben so glücklich war, acht Tonnen (Fässer) Pulver wegzunehmen. Ein zweiter und dritter mit geringerer Energie in’s Werk gesetzter Sturm zerschellte gleichfalls an der festen Haltung der begeisterten V ertheidiger. Während dieser Stürme beschossen die auf den Thürmen und Basteien postirten Karthaunen und Schlangen die türkische Reiterei, welche in grosser Nähe ungedeckt stand und brachten ihr ziemliche Verluste hei. Der nächste Tag verlief in Ruhe; nur die rastlosen Bergknappen hatten wieder zwei Minen aufgefunden und unschädlich gemacht. Am 11. October erweiterte eine starke Mine die Bresche beim Kärntnerthore, worauf die Türken unter Führung der Begs von Janina und Valona noch unter dem Schutze des Rauches zum Sturme schritten, den aber die tapfere Besatzung unter Leitung Wilhelm von Rogendorf’s und Eck von Reischach’s mit Gewehren, Spiessen und Feuer­bränden mannhaft zurückwies. Noch zweimal erneuerten die Türken ihre Anstrengungen, um Herr der Bresche zu werden, allein ohne Erfolg. 1200 Leichen füllten bereits den Graben und die Bresche, als die Türken sich endlich zurückzogen. Aber auch die Vertheidiger hatten schwere Verluste erlitten. Tags darauf flog zwischen 8 und 9 Uhr Vormittags wieder eine grosse Mine auf, welche die Mauer zwischen dem Kärntner- und Stubenthore an dem Thurme Eck von Reischach’s in einer Länge von 38™ zerstörte. Allein die tapferen Spanier stellten sich sofort als lebendige Mauer in die Lücke und wiesen den bald darauf beginnenden Sturm

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