Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1882)

Die erste Belagerung Wien's durch die Türken im Jahre 1529

Nur Bruck a. d. Leitha und Wiener-Neustadt widerstanden den Türken; ersteres erwiderte auf die Aufforderung zur Übergabe: „Es wolle vorerst das Schicksal Wien’s abwarten“ und ward vom gross- müthigen Sultan nicht weiter belästigt, und die „allezeit getreue“ Neustadt hielt sich tapfer und schlug sieben Stürme ab. Die Nachricht von dem raschen Anrücken der Türken ver­breitete in Wien allgemeinen Schrecken; am 17. September flüchteten viele Bürge)- mit ihren Familien aus Furcht vor den Greueln einer Belagerung aus der fast wehrlosen Stadt, welcher ein grauenvolles Schicksal drohte. Kriegsvorbereitungen Ferdinan d’s. König Ferdinand I., durch das Fehlschlagen seiner an Soliman II. schon im Februar 1528 zu Gunsten seines Rechtes auf Ungarn gerichteten Botschaft von einem baldigen Kriege mit der Pforte über­zeugt, hatte allerdings frühzeitig genug nicht nur seine Erbländer, sondern auch das deutsche Reich zur Hilfe wider den Erbfeind der Christenheit aufgefordert. Allein der Reichstag zur Speyer (13. März 1529) bewilligte blos das Geld zur Aufstellung von 12.000 Mann zu Fuss und 2000 Reitern, und dieses floss so spärlich ein, dass nur Ofen noch rechtzeitig eine Besatzung von 1000 Deutschen erhielt und die übrigen Truppen erst anmarschirten, als Wien bereits von den Türken eingeschlossen war. Pfalzgraf Friedrich vom Rhein, Herzog von Bayern, der neuernannte Feldherr des deutschen Reiches, konnte mit seinen bei Regensburg gesammelten 7000 Mann und 1500 Reitern Wien nicht mehr erreichen, und blieb in Krems, weitere Verstärkungen erwartend. Sein Neffe, Pfalzgraf Philipp, warf sich noch rechtzeitig mit 14 Fähnlein Landsknechte und einigen hundert Reitern in die Stadt; desgleichen Hector von Reischach mit 3000 deutschen Fussknechten. Mit derselben Lässigkeit, wie beim deutschen Reiche, sammelten sich die auf den Landtagen zu Linz, Budweis, Innsbruck und Olrnütz versprochenen ständischen Truppen; Hans von Pernstein, welcher das Commando über die böhmisch mährischen Hilfsvölker führte, konnte in Folge dessen gleichfalls nicht mehr nach Wien gelangen. Man hatte allgemein an die drohende Gefahr nicht geglaubt, und die vier Monate, welche das türkische Heer bedurfte, um Ofen zu erreichen, in ungenügender Weise benützt. Zur Zeit, als Ofen fiel, befanden sich bei Ungarisch-Altenburg in einem vorschanzten Lager 5000 Mann königlicher Truppen, welche bei dem Anrücken der „Renner und Brenner“ sich eiligst nach Wien zurückzogen; desgleichen warfen sich Graf Niklas Salm und Wilhelm von Rogendorf, welche bei Tyrnau gegen die Anhänger Zápolya’s

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